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YB verliert CL-Auftaktspiel gegen Leipzig mit 1:3
Die Young Boys verpassen zum Auftakt der Champions League gegen ein starkes RB Leipzig einen Punktgewinn knapp. Xaver Schlager trifft gut eine Viertelstunde vor Schluss zum 2:1 für den deutschen Spitzenklub, Benjamin Sesko in der Nachspielzeit zum 3:1.
Ein schöner Treffer von Meschack Elia, eine Glanztat von Anthony Racioppi, ein starkes Kollektiv und das beschworene Quäntchen Glück: Die Young Boys enttäuschten die 31'500 Fans im Wankdorf am ersten Champions-League-Abend im Wankdorf keineswegs. Wenig fehlte, und die Young Boys hätten ihre dritte Champions-League-Kampagne mit einer positiven Überraschung lanciert. Trotz sehr frühem Rückstand, 15-minütigem anfänglichem Leipziger Powerplay und am Ende 6:21 Abschlüssen stand es bis zur 73. Minute 1:1. Erst dann fiel das 2:1 durch Schlager, das sich zugegebenermassen in der zweiten Halbzeit angebahnt hatte. Seskos Konter in der Nachspielzeit änderte nur noch das Schlussresultat.
Entscheidend war das 2:1 durch den Österreicher Xaver Schlager, der mit einem platzierten Distanzschuss aus 25 Metern Entfernung erfolgreich war. Racioppi, seit dieser Woche auch nach der Rückkehr von David von Ballmoos offiziell die Nummer 1, war die Sicht leicht verdeckt. Zehn Minuten zuvor hatte der Keeper das 1:2 mit einem glänzenden Reflex noch verhindert.
Dazwischen hatten die Young Boys auch noch Glück, dass ein Treffer des eingewechselten Leipzigers Benjamin Sesko aufgrund einer knappen Abseitsposition nicht zählte. Und davor hatte es auch der albanische Schiedsrichter Enea Jorgji gut gemeint mit den Bernern, als er eine Aktion von Racioppi gegen Xavi Simons auch nach Sichtung der Videobilder als nicht penaltywürdig taxierte. Zwar lag eine Berührung vor, für Jorgji war der Kontakt aber nicht stark genug, um seinen ursprünglichen Entscheid zu revidieren.
Auch wenn ein Punkt greifbar schien: Die Niederlage auf dem heimischen Kunstrasen entsprach letztlich den Stärkeverhältnissen. Wie gross der Respekt der Berner vor dem formstarken Spitzenteam aus der Bundesliga war, zeigte Wickys Aufstellung. Überraschend und überhaupt zum ersten Mal schickte der YB-Trainer mit Aurèle Amenda, Mohamed Camara und Loris Benito drei Innenverteidiger aufs Feld. Saidy Janko beackerte die rechte Seite, der auf dem Papier im Mittelfeld aufgeführte Ulisses Garcia die linke Seite. Es war die defensivste Formation, die Wicky als YB-Trainer bislang wählte.
Was die Defensive stärken sollte, schien zu Beginn der Partie wenig erfolgversprechend. Leipzigs filigrane Tempofussballer starteten furios, tauchten schon in den ersten drei Minuten dreimal gefährlich im Strafraum auf und nutzten die dritte Gelegenheit bereits zur Führung. Innenverteidiger Mohamed Simakan war nach einem Corner von David Raum am nahen Pfosten zur Stelle und traf ins kurze Eck. Anthony Racioppi sah nicht allzu gut, aber wohl auch deshalb, weil der Kopfball abgefälscht wurde.
Umso beeindruckender war, wie sich die Young Boys nach der erdrückenden 15-minütigen gegnerischen Druckphase auffing. Ohne dass Wicky von der taktischen Formation abrückte, verlief das Geschehen bis zur Pause ausgeglichen. Nach einer halben Stunde kamen die Young Boys selbst zu den ersten Chancen. Meschack Elia und Sandro Lauper blieben zunächst noch hängen, dann führte eine schöne Kombination über Ulisses Garcia und dem wieder fitten Filip Ugrinic zum Ausgleich durch Elia. Mit einer "Spitzguuge", wie sie im Buche steht, traf Elia von ausserhalb des Strafraums, nachdem Ugrinic das flache Zuspiel von Garcia in die Mitte geschickt abgelenkt hatte.
Ein Makel sorgt für den Unterschied
Die Young Boys müssen sich RB Leipzig in den letzten 27 Minuten beugen. Am Ende machen sie sich nur einen Vorwurf: dass zwei Gegentore aus Standardsituationen entstehen.
Es sei eine "über weite Strecken gute, couragierte Leistung" gewesen, "das war nicht einfach nach diesem Start mit den fünf, sechs richtig schlechten Minuten", befand Trainer Raphael Wicky.
Tatsächlich wurden die Berner in der Anfangsphase vom Tempo des Gegners, trotz dem taktischen Kniff mit der von Wicky erstmals aufs Tapet gebrachten Fünferabwehr, förmlich überrollt. "Danach machten wir es aber sehr gut. Wir liefen den Gegner immer wieder hoch an, genau so wie wir es uns vorgenommen hatten", lobte Wicky.
"Wir haben gezeigt, dass wir zuhause schwer zu schlagen sind", befand Sandro Lauper, der im Mittelfeld eine starke Partie zeigte. Auch Leipzigs Trainer Marco Rose anerkannte die YBs Qualitäten: "Es war das erwartet schwierige Spiel. Wir fingen sehr gut an, bekamen danach aber Probleme. Der Ausgleich der Young Boys war verdient. Sie waren richtig gut im Gegenpressing." Auch Xaver Schlager, Leipzigs entscheidender Torschütze, räumte ein: "Nach dem 1:0 wars schwierig für uns, YB machte extrem viel Druck."
Dass Leipzig die Young Boys mit fortwährender Spieldauer zusehends in die Defensive drängte und sich die Klasse letztlich durchsetzte, konnte Wicky angesichts der zwei Welten, aus denen die Teams kommen, leichter akzeptieren als die Entstehung der ersten zwei Gegentore. "Was mich ärgert, sind die Gegentore durch Standards. Das ist das, was wir uns vorwerfen müssen. In Situationen, in denen du dich organisieren kannst, darf das nicht passieren", monierte der Coach. "Die Standardsituationen hätten das Spiel eigentlich auf unsere Seite kippen sollen...", haderte Lauper.
Die erste Heimniederlage der Berner nach mehr als einem Jahr, nach 16 Siegen und 3 Unentschieden auf dem heimischen Kunstrasen, fusste also nicht auf dem gefürchteten Tempo der Leipziger, sondern den stehenden Bällen. Immerhin habe man "gezeigt, dass wir zuhause schwer zu schlagen sind", sagte Lauper. Das nächste Spiel in der Champions League ist am 4. Oktober das Gastspiel bei Roter Stern Belgrad. Ende Oktober folgt mit dem Heimspiel gegen den Titelhalter Manchester City das nächste Highlight. (sda)
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