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| Politik | Verkehr

Berner Kantonsparlament beim öffentlichen Verkehr in Spendierlaune

Halbstundentakt bis Mitternacht im Oberaargau und mehr Züge zwischen Thun und dem Emmental: das Berner Kantonsparlament hat am Dienstag mit zwei Anträgen den Angebotsbeschluss des öffentlichen Verkehrs ergänzt.

Mit dem Angebotsbeschluss für die Jahre 2022 bis 2025 definiert der Kanton das Angebot im öffentlichen Regionalverkehr. Neu ins Grundangebot aufgenommen wird das Nachtbusangebot. Dies wurde von allen Fraktionen im Rat ausdrücklich begrüsst. Nachtbusse können künftig ohne Zuschlag genutzt werden.

Ebenfalls ins Grundangebot aufgenommen werden die «GoldenPassExpress»-Bahnlinie zwischen Zweisimmen und Gstaad sowie einige Buslinien. Dazu gehören beispielsweise der Bürgerbus zwischen Münsingen und Worb, die Buslinie Bellmund-Lyss und die Verbindung zwischen Kirchberg, Neuhof und Aefligen.

Bei Linien mit einer starken Nachfrage, wie zum Beispiel zwischen Biel und Meinisberg, wird der Takt verdichtet. Im Gegenzug werden einzelne wenig frequentierte Linien wie Melchnau-Grossdietwil und Rumisberg-Wolfisberg eingestellt.

Keine Direktverbindung Biel-Thun

Nicht in den Angebotsbeschluss aufgenommen hat die Regierung eine direkte Bahnverbindung von Biel nach Thun via Bern Wankdorf. Diese Linie hatte das Berner Kantonsparlament gefordert und eine entsprechende Motion überwiesen.

Der Regierungsrat begründet den Verzicht mit hohen Kosten und einer voraussichtlich bescheidenen Nachfrage.

Verbesserungen im Oberaargau

Eine Mehrheit der vorberatenden Grossratskommission stellte den Antrag für einen integralen Halbstundentakt auf der Interregiostrecke Bern-Burgdorf-Herzogenbuchsee-Langenthal bis Mitternacht.

Der Oberaargau warte schon lange auf dringende Angebotsverbesserungen, betonte der SP-Grossrat und Langenthaler Stadtpräsident Reto Müller. Nun sei es endlich an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Das tat der Rat dann auch mit 110 zu 44 Stimmen.

Der «Sündenfall»

Deutlich mehr Gegenwind hatte ein Minderheitsantrag aus den Reihen der Kommission. Er forderte einen Angebotsausbau auf der Bahnstrecke Burgdorf-Konolfingen-Thun. Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus (SVP) warnte vor einem solchen Schritt.

Auf dieser Bahnstrecke seien Nachfrage und Kostendeckungsgrad heute ausreichend. Mit einem Ausbau des Angebots könnten diese Werte unter das geforderte Minimum sinken. Das Angebot müsste im nächsten Beschluss bereits wieder reduziert werden. Neuhaus bezeichnete dies als «Sündenfall» im öffentlichen Verkehr.

Auch verschiedene Fraktionssprecher warnten vor einer Annahme des Antrags. Ungeachtet dessen nahm der Rat auch diesen Antrag mit 87 zu 65 Stimmen bei 2 Enthaltungen an.

280 Millionen Franken Abgeltungen

Der Angebotsbeschluss führt zu Abgeltungen an die Transportunternehmungen von durchschnittlich 280 Millionen Franken pro Jahr.

121 Millionen Franken für ÖV

Der bernische Grosse Rat hat am Mittwoch 121 Millionen Franken für den öffentlichen Verkehr für die Jahre 2022 bis 2025 gesprochen. Dies geschah, nachdem der Rat am Vortag den Angebotsbeschluss für den öffentlichen Verkehr zur Kenntnis genommen hatte.

Mit dem Geld finanziert der Kanton vorwiegend Projekte im Ortsverkehr. Dabei stehen drei Grossprojekte an, wie der Sprecher der vorberatenden Kommission, Grossrat Peter Flück (FDP), erläuterte.

Das erste Projekt betrifft den Ausbau des Depots der Stadtberner Verkehrsbetriebe Bernmobil an der Bolligenstrasse. Dieser wird nötig, damit Bernmobil längere Trams und Busse abstellen kann. Mit ihnen soll das erwartete Verkehrswachstum bewältigt werden. Für das Projekt werden rund 42,7 Mio. Franken veranschlagt.

Beim zweiten Projekt geht es um den Gleisersatz an der Berner Seftigenstrasse. Dieses Projekt beinhaltet unter anderem die Verlängerung der Tramlinie 9 nach Kleinwabern.

Das dritte Projekt ist der Neubau der Seilbahn Stechelberg-Mürren. Der Neubau betrifft die unterste Sektion der Schilthornbahn. Die oberen Sektionen von Mürren aufs Schilthorn sind touristisch und werden daher nicht von der öffentlichen Hand mitfinanziert. Bei der untersten Sektion entfallen rund 16 Mio. Franken auf den Kanton.

Der Investitionsrahmen für die Jahre 2022 bis 2025 umfasst 181 Mio. Franken und ist damit laut Flück tiefer als in anderen Jahren. Daran leisten die Gemeinden 60 Mio. Franken. Auf den Kanton entfallen daher 121 Mio. Franken.

Der Grosse Rat stimmte dem Rahmenkredit einstimmig mit 146 Stimmen zu. (sda)

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