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Keine Entspannung bei Migration im Kanton Bern
Der Berner Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) geht im Asylwesen für das kommende Jahr von einem gleichbleibend hohen Migrationsdruck aus. Er und seine Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) blickten vor den Medien auf das Geleistete und auf die kommenden Herausforderungen.
Der Kanton müsse sich darauf vorbereiten 3000 zusätzliche Flüchtlinge zu empfangen, sagte Schnegg am Freitag in Bern. Für diese Prognose stützte er sich auf Zahlen des Bundes. Aktuell gebe es Unterbringungsreserven für etwa 800 Personen.
Der Kanton sei im Austausch mit der Stadt Bern für die Nutzung des ehemaligen Tiefenauspitals als Kollektivunterkunft. Dies würde die Lage im Asylwesen entspannen, erhoffte sich Manuel Michel, Vorsteher des Amts für Integration und Soziales. In der Immobilie könnten rund 800 Personen untergebracht werden.
Im Kanton Bern suchten insgesamt rund 15'800 Menschen Schutz, 8700 Personen aus der Ukraine mit Status S und 7100 Personen aus dem regulären Asylwesen. Es sei realistisch, dass viele aus der Ukraine geflüchteten Personen nicht zurückkehren würden, sagte der bernjurassische Regierungsrat.
Die Kinder würden Deutsch oder Französisch lernen, hier zur Schule gehen oder hätten eine Lehrstelle. Etwa 20 Prozent der Personen zwischen 16 und 65 Jahren würden einer Arbeit nachgehen. Es gelte, diese Personen in die Gesellschaft zu integrieren. Dies könne zu sozialen Problemen und Spannungen führen, befürchtete der SVP-Politiker.
Vier integrierte Versorgungsgebiete
Im Gesundheitswesen setzte Schnegg den Schwerpunkt auf die Entwicklung in Richtung integrierter Versorgung. Ein solches Modell wurde im Berner Jura Anfang Jahr eingeführt. Das Modell umfasst verschiedene Spitäler, medizinische Zentren und weitere Leistungserbringer, die im Jurabogen eine für die Schweiz neuartige Gesundheitsversorgung anbieten.
Insgesamt sollen im Kanton Bern vier solche Versorgungsregionen entstehen: Bern-Mittelland, das Berner Oberland, die Region Biel-Seeland-Berner-Jura und das Emmental-Oberaargau. Die Netzwerke sollen auf die einzelnen Regionen angepasst werden und die Bedürfnisse decken.
Schnegg ging an der Medienkonferenz davon aus, dass es mehrere Jahre dauern werde, um das integrierte Versorgungsmodell im gesamten Kanton umzusetzen. Es käme auch auf die Überzeugung der involvierten Personen für das neue Modell an. Ziel der neuen Gesundheitsversorgung sei, die nach oben drehende Kostenspirale abzubremsen.
Pflegeinitiative auf Kurs
Der Kanton sieht sich bei der Umsetzung der Pflegeinitiative, welche die Schweizer Stimmberechtigten im November 2021 annahmen, als Vorreiter. Er erfülle bereits heute alle Bedingung der ersten Umsetzungsphase, um Bundesbeiträge zu erhalten. Nun fokussiere die Direktion darauf die Ausbildungsoffensive zu erarbeiten.
Der 61-jährige GSI-Direktor hob auch die Einführung des neuen Gesetzes über die Leistungen für Menschen mit Behinderungen hervor. Dieses sieht einen Paradigmenwechsel vor. Neu sollen nicht mehr Institutionen Gelder erhalten, sondern Direktbetroffene. Diese sollen mit der finanziellen Unterstützung ihre Leistungen selber einkaufen können.
Von dieser Umstellung betroffen sind rund 8500 Menschen, wie Michel sagte. Bis ins Jahr 2027 sollen die Institutionen wie auch die Menschen mit Behinderungen die Umstellung vorgenommen haben.
Digitalisierung erreicht die Ambulanzen
Zum Schluss blickte Generalsekretär Alexandre Schmidt auf die laufende Digitalisierung innerhalb der Direktion. So soll die in der Coronapandemie eingeführte Impfplattform VacMe weiterhin betrieben werden. Der administrative Aufwand könne für gewisse Impfungen über diese Plattform abgewickelt werden.
Auch bei den Ambulanzen ist ein Wechsel von Papier zu Digital geplant. So sollen die Einsatzprotokolle elektronisch erfasst werden, was die Zusammenarbeit mit den Spitälern erleichtern werde. Auch würden Doppelspurigkeiten behoben. Alle Ambulanzen im Kanton Bern werden schrittweise umgerüstet. (sda)
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