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Der gesamte UPD-Verwaltungsrat nimmt den Hut
Eklat bei den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern: der gesamte Verwaltungsrat und der Vorsitzende der Geschäftsleitung nehmen den Hut. Die Institution hat im vergangenen Jahr einen Verlust von fast 22 Millionen Franken eingefahren.
Als Gründe für den Verlust nennen die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) in einer Mitteilung vom Dienstag unter anderem die seit langem nicht mehr kostendeckenden Tarife. Auch der Fachkräftemangel und allgemeine Kostensteigerungen setzten der Institution finanziell zu.
In den letzten Jahren habe die UPD bedeutende Veränderungen und Projekte anstossen und umsetzen sowie Weichen stellen können, schreibt die Institution in ihrer Mitteilung. "Um die UPD weiterzuentwickeln, braucht es nun jedoch neue Ideen, neuen Antrieb und eine neue Führung."
Der UPD-Verwaltungsrat gab am Dienstag bekannt, sich an der Generalversammlung im Juni nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen. Auch der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Oliver Grossen, nimmt den Hut.
Präsident aus dem Ärmel gezaubert
Bei der bernischen Gesundheitsdirektion hiess es am Dienstag, man habe vom Entscheid des UPD-Verwaltungsrats Kenntnis genommen. Der Regierungsrat habe auf Vorschlag der Gesundheitsdirektion bereits einen künftigen Verwaltungsratspräsidenten designiert.
Es handelt sich um Christoph Egger, der für den Kanton Bern bereits in den Sonderstäben Coronapandemie und Ukraine tätig war. Zuvor war er unter anderem Direktor der Berner Klinik Beau-Site.
Vieles im Zusammenhang mit dem Abgang der UPD-Führung ist unklar. Wie ein Elefant im Raum stehen Spannungen zwischen dem aktuellen Verwaltungsrat und der Gesundheitsdirektion von SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg. Offiziell bestätigt wurde das jedoch nicht.
Die Universitären Psychiatrischen Dienste UPD haben seit geraumer Zeit finanzielle Probleme und es fehlt an Fachkräften. Die UPD und das finanziell ebenfalls nicht auf Rosen gebettete Psychiatriezentrum Münsingen prüfen aktuell einen Zusammenschluss.
Doch der Kanton trat im Februar auf die Bremse und verlangte detailliertere Angaben zum künftigen Geschäftsmodell und den finanziellen Auswirkungen. Er holte auch ein Beratungsbüro an Bord.
Anfang Jahr gaben die UPD Sparmassnahmen bekannt, die beim Personal und in der Bevölkerung auf Widerstand stiessen. Innert einer Woche unterzeichneten 6571 Personen eine Petition gegen den Abbau in der Psychiatrie.
Die Berner Regierung betonte, die UPD hätten den Entscheid zum Abbau der Angebote ohne Rücksprache mit dem Kanton getroffen. Sie widersprach damals auch Vorwürfen, einen Finanzierungsantrag zur Unterstützung der bedrohten Angebote abgelehnt zu haben.
Besorgnis
In der Politik haben die jüngsten Entwicklungen Besorgnis erregt. Die Mitte zeigte sich vor allem mit Blick auf das Personal betroffen. Dieses müsse nun neuerlich Turbulenzen überstehen. Die Partei sieht nach eigenen Angaben aber auch eine "Chance in einem Neuanfang", wie sie in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt.
Der Regierungsrat habe seine Verantwortung wahrgenommen und mutige Entscheide getroffen, nachdem er offensichtlich das Vertrauen in die Führung der Institution verloren habe.
Die SP wiederum zweifelt an der Führungskompetenz des Regierungsrats in der Psychiatrieversorgung, wie die Partei in einer Mitteilung schreibt. Die aktuellen Geschehnisse würden mitten in die Vorbereitungen zur Fusion platzen.
Personalmangel, veraltete Infrastruktur und die fehlende Kostendeckung bei den Tarifen seien schon lange eine schwierige Ausgangslage. Vor diesem Hintergrund wirke "eine Nichtwiederwahl" von Verwaltungsratspräsidentin Patricia Kellerhals "wie ein Schnellschuss.
"Dieser Entscheid von Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg ist völlig unverantwortlich und konzeptlos. Damit gefährdet er die psychiatrische Versorgung im Kanton Bern", wird SP-Nationalrätin Ursula Zybach in der Mitteilung der Partei zitiert. (sda)
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