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Franz Schnyder
«Gilberte de Courgenay», «Uli der Knecht» oder «Käserei in der Vehfreude» - der Burgdorfer Filmemacher Franz Schnyder gilt noch heute als König der Schweizer Regisseuren. Aber er wurde nicht immer nur gefeiert, sondern auch von vielen falsch verstanden. Dies könnte mit ein Grund für seine ruhmlosen letzten Jahre sein.
Aufgewachsen ist der spätere Schauspieler und Regisseur in Burgdorf bei den Eltern, zusammen mit seinem Zwillingsbruder und einem weiteren Bruder. Die Familie konnte wohlbehütet leben an der Jungfraustrasse 28 in Burgdorf – in diesem Elternhaus lebte Franz später auch. Die ersten Schritte in Richtung Kunst und Bühne machte Franz Schnyder in Deutschland. An der Schauspielschule in Berlin konnte er seine wohl schönsten Jahre leben. In der Zeit kurz vor dem 2. Weltkrieg war Schnyder auch Teil am Projekt «Das kalte Herz», wo er eine Rolle vor der Kamera spielte. Bei dieser Filmproduktion muss es dem Emmentaler den Arm reingezogen haben, von da an wollte er nicht mehr Theater machen sondern Film.
Dies gelang ihm auch schon bald, wegen des Ausbruchs des Krieges reiste Franz Schnyder zurück in die Schweiz und bekam direkt ein Filmangebot. «Gilberte de Courgenay» sollte zu einem riesigen Erfolg werden und machte klar, Schnyder gehört nun zur Schweizer Filmwelt. Mit diesem Erfolg konnten die nächsten Filme nicht mithalten, Schnyder wollte immer wieder interessanten und ernsten Stoff verfilmen, das Publikum war aber noch nicht bereit dafür. Dies änderte schlagartig, als zum 100. Todestag von Jeremias Gotthelf seine Romane verfilmt werden sollte. Kein andere Regisseur passte so gut wie der Emmentaler selbst. Die beiden «Uli» Filme wurden zum Kassenschlager in den Kinos und Schnyder zum gefeierten Regisseur. Darauf hin folgten noch viert weitere Gotthelf Verfilmungen, eine erfolgreicher als die andere.
Doch mit der Zeit kam auch immer mehr Kritik an den Filmen von Schnyder auf. Diese seien altmodisch, schwerfällig und zu teuer. Bis zu seinem Tod 1993 lag er immer wieder in Diskussionen mit der neuen Generation von Filmemacher. Erst viele Jahre später entschuldigten sich einige der damaligen Regisseure, wie dieses Zitat von Xavier Koller zeigt: Wir wollten dieses Kino zerstören mit unseren neuen Filmen. Später mussten wir feststellen, das wir da grausam ungerecht waren. Die Filme von Franz Schnyder haben eine Qualität, die wir lange Jahre unterschätzt haben».
Dies Auseinandersetzungen und der Kampf für die eigene Sache, wie aber doch niemand verstand, liess den grossen Regisseur immer mehr zu einem unzufriedenen und aufbrausenden Menschen werden. Da er zudem immer noch auf grossem Fuss lebte, aber kaum noch einnahmen erhalten hat, wurden auch die Geldsorgen grösser. So kam es zu diesem schickseilhaften Tag, am 12. Mai 1992, als Schnyder mit einer Waffe zur Kunstgalerie ging und die Verkäuferin bedrohte. Nach diesem Überfall wurde er in die Psychiatrie Münsingen eingeliefert, wo er die letzten Monate seines Lebens verbrachte. In dieser Zeit passiere immer wieder einiges und dem Pfleger Paul Messerli wurde es mit Schnyder nicht langweilig – er erzählt im neo1 Wochenthema von Erlebnissen, Ausbrüchen und weshalb er immer noch kein gutes Gefühl hat, wenn er an die Art und Weise des Todes von Franz Schnyder denkt.
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