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Gastfamilien für Geflüchtete - Chance trotz Herausforderungen?
Menschen in der Schweiz haben infolge des russischen Angriffskriegs grosszügig private Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine angeboten. In einer Studie wurden die Herausforderungen und Chancen dieser sogenannten Gastfamilien untersucht.
Vor knapp zwei Jahren begann der Krieg in der Ukraine. Viele Menschen flüchteten, auch in die Schweiz. Die Behörden hatten alle Hände voll zu tun, um Unterkünfte für die Geflüchteten zu finden. Die Privatunterbringung half mit, eine Überlastung des Asylsystems zu verhindern, sagt Eveline Ammann-Dula. Sie ist Co-Studienleiterin der Berner Fachhochschule, welche die Studie zusammen mit der Hochschule Luzern und der Schweizerischen Flüchtlingshilfe durchgeführt hat. "Es wäre gar nicht möglich gewesen, in so kurzer Zeit genügend Unterkünfte zu organisieren."
Das grosse Engagement der Bevölkerung habe sie überrascht, erzählt Eveline Ammann-Dula. Denn Geflüchtete bei sich zuhause aufzunehmen sei herausfordernd. Und einfach nur mit aufnehmen ist es nicht gemacht, sagen Gastfamilien. "Für gewisse Personen war es fast wie ein zusätzlicher 100 Prozent Job", so Ammann-Dula. Dabei müsse man aber auch beachten, dass zu Beginn die Behörden noch etwas überfordert waren und die Verantwortlichkeiten nicht geklärt. In der Zwischenzeit sei alles viel besser organisiert.
Platz und Ruhe
Damit das Zusammenleben zwischen Gastfamilien und Geflüchteten gelinge, müsse die gegenseitige Privatsphäre gewährleistet sein. Wichtig seien abschliessbare Zimmer und gemeinsame Regeln, um Rückzugsmöglichkeiten und ein Gelingen des Zusammenlebens zu fördern. Geflüchtete Menschen aus Kriegsgebieten hätten auch häufig ein erhöhtes Bedürfnis nach Ruhe und Privatsphäre.
Insgesamt hat sich laut der Studie gezeigt, dass geflüchtete Menschen durch die Unterstützung der Gastfamilien oft eine eigene Wohnung und Arbeit finden konnten. Dank "Vitamin B", wie Eveline Ammann-Dula ausführt. "Jemand kennt jemanden, der jemanden kennt, der eine Wohnung hat."
Gastfamilien als zukünftiges Erfolgsmodell?
Die Studie betont die Chance, private Unterbringung als einen festen Bestandteil staatlicher Aufnahmestrukturen schweizweit zu etablieren. Dafür seien aber diverse Abklärungen nötig. Es brauche eine professionelle Vorbereitung mit umfassender Abklärung der Wohnsituation. Wichtig sei auch, die Gastfamilien durchgehend zu begleiten.
"Es darf nicht sein, dass die Gastfamilien viel investieren und kaum etwas zurückerhalten", gibt Eveline Ammann-Dula zu bedenken. "Wenn sich aber beide Seiten unterstützen, dann können die Gastfamilien das bestehende System ergänzen. Das wäre wirklich ideal, und ich denke es ist möglich."
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