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Gegen Gewalt an Frauen - Agota Lavoyer im Wochengespräch
Unter dem Hashtag #textmewhenyougethome "Schreib mir wenn du zu Hause" bist wurde in letzter Zeit über das Thema Gewalt an Frauen diskutiert. Viele Frauen auf der ganzen Welt haben geteilt, wie sie sich fühlen, wenn sie alleine nach Hause laufen: Nicht sicher. Im neo1-Wochengespräch klärt die Expertin für sexualisierte Gewalt und Netzaktivistin Agota Lavoyer auf, warum sich Frauen auch in der vermeintlich sicheren Schweiz unwohl fühlen auf dem Nachhauseweg, welche Rolle Männer in der Diskussion spielen und welche sie spielen sollten, damit diesem Problem entgegen gewirkt werden kann.
"Krasse gewaltsame Handlungen, wie zum Beispiel sexuelle Übergriffe sind nur die Spitze des Eisberges", so Agota Lavoyer. Frauen auf der ganzen Welt fühlen sich unwohl, wenn sie im Dunkeln alleine nach Hause gehen. Auch dann, wenn sie vieleicht noch gar nie von einem Mann angegriffen wurden. Das wurde in den letzten Tagen und Wochen deutlich. Frauen haben auf Sozialen Netzwerken geteilt, welche Massnahmen sie bewusst oder unbewusst treffen, damit sie sich sicherer fühlen,wenn sie alleine unterwegs sind : Flache Schuhe tragen, damit man wegrennen kann, so tun als ob man telefoniert, Strassenseite wechseln, wenn jemand entgegen kommt, einen Selbstverteidigungskurs besuchen, nicht zu viel trinken. "Frauen schützen sich selbst", sagt Agota Lavoyer im neo1-Wochengespräch, "aber es sollte nicht an den Frauen liegen, sich vor Gewalt, vor Übergriffen zu schützen. Als Frau kann man sich nicht davor schützen! Wir müssen den Fokus verändern. Wir müssen sehen und anerkennen, dass es Männergewalt gibt und von dem Denken wegkommen, dass Frauen, die sich 'ordentlich' benehmen, Gewalt, auch sexualisierte Gewalt vermeiden können. Eine Frau sollte sich nicht Einschränken müssen, um auf dem Nachhauseweg nicht angegriffen zu werden."
Dass Frauen Angst haben, obwohl statistisch gesehen die Gefahr auf dem Nachhauseweg von einem Fremden angegriffen zu werden eher gering ist, kann man laut Agota Lavoyer so erklären: "Junge Frauen bekommen ab dem Jugendlichenalter mit, dass sie weniger wert sind, dass ihre Körper bewertet werden und dass ihre Grenzen nicht respektiert werden. Sexistische Bemerkungen und kleine Grenzüberschreitungen erleben Frauen leider täglich. Sei dies ein Kommentar von einem fremden Mann auf der Strasse, ein Nachpfeifen einer Gruppe Männer oder sexistische Bemerkungen im Büro. Und dieser Alltagssexismus führt dazu, dass wir Frauen lernen, das unsere Grenzen nicht respektiert werden. Das kann zu der diffusen Angst führen, dass die eigenen Grenzen, nachts in einer dunkeln Strasse noch viel weniger respektiert werden und gewaltsam überschritten werden."
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