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Gute Bilanz: Schweiz holt an der Leichtathletik-EM neun Medaillen
Gestern Abend ging die Leichtathletik-Europameisterschaft in Rom zu Ende. Die Schweizer Delegation nimmt insgesamt neun Medaillen mit nach Hause.
Die Schweizer Delegation blickt in Rom auf die erfolgreichsten Europameisterschaften aller Zeiten zurück. Neun Medaillen, davon vier goldene, zeugen vom anhaltenden Aufwärtstrend in der Leichtathletik.
Zahlen lügen nicht. Sie belegen die Hausse, deren Zenit erneut nach oben verschoben wurde. München 2022 mit sechs Medaillen, 14 Top-8-Klassierungen und Platz 12 im Medaillenspiegel schien nur schwer zu übertreffen zu sein. Zwei Jahre später sieht alles noch viel besser aus: neun Medaillen, 18 Top-8-Klassierungen und Platz 5 im Medaillenspiegel.
Die Titelkämpfe im Stadio Olimpico boten noch weitere Premieren. Erstmals vier Einzel-Titel (bislang nie mehr als einer - das Doppel-Gold von Tadesse Abraham in Amsterdam 2016 zählt nicht, weil Einzel- und Team-Gold im gleichen Rennen vergeben wurden), erstmals zwei Medaillen in einer Disziplin (200 m Männer mit Timothé Mumenthaler und William Reais), erstmals eine erfolgreiche Titelverteidigung (Mujinga Kambundji über 200 m).
Innert zwei Jahrzehnten ist die Schweiz von einem Nobody zu einer Grossnation in der europäischen Leichtathletik mutiert. Den Tiefpunkt bildete die Spanne zwischen München 2002 (zehn Teilnehmer, ein Finalplatz, Silber für André Bucher) und Helsinki 2012 (20 Teilnehmer, drei Finalplätze, keine Medaille). Zwischen 2002 und 2012 gab es über vier Europameisterschaften hinweg total neun Finalplätze. Jetzt an der EM in Rom wurde die doppelte Anzahl erreicht.
Das Scouting funktioniert
Die Gründe für das Hoch sind zahlreich, es gibt keine einfache Antwort. Philipp Bandi, der Leistungssport-Chef von Swiss Athletics, hebt am Rande der Siegerehrung mit Mujinga Kambundji ein paar Punkte hervor. Der Berner betont, dass die in Rom erfolgreichen Athletinnen und Athleten fast ausnahmslos in einem der zahlreichen Nachwuchsprogramme wie dem UBS-Kids-Cup entdeckt wurden. Das Scouting von Swiss Athletics funktioniert. Die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger in die Leichtathletik ist nicht viel höher als früher, aber die Dichte an Talenten hat massiv zugenommen.
Die neue Generation, so Bandi, habe das Gewinnen gelernt. Fast alle, die in Rom auf dem Podest standen, haben dies auch schon in den Nachwuchs-Kategorien geschafft. Angelica Moser gewann als Jugendliche sogar sechsmal Gold, auch William Reais war U23-Europameister oder Timothé Mumenthaler Dritter auf dieser Stufe. Ditaji Kambundji siegte an U20- und U23-Europameisterschaften, Jason Joseph ebenfalls, Simon Ehammer war einst U23-Europameister im Weitsprung und U20-Weltmeister im Mehrkampf. Mujinga Kambundji gewann als 17-Jährige Silber an einem Olympischen Jugendfestival.
Das Fördersystem Schweiz lasse ganz verschiedene Wege zu, sagt Bandi. Man reisse als Verband die Klubs und die kleinen Zellen nicht auseinander. Swiss Athletics stelle primär Mittel für den Leistungssport bereit, professionalisiere die Trainer, fördere den Austausch unter ihnen oder unterstütze die Aktiven individuell oder in Trainingsgruppen.
Einheimisches Schaffen
Hinter jeder Medaille von Rom stecke ein Schweizer Trainer oder eine Schweizer Trainerin, hält Bandi fest. Die Zeit, als viele ins Ausland wechselten, sei vorbei. Dies erfüllt den Chef Leistungssport auch mit Stolz. "Wir haben erfolgreiche, sehr gut ausgebildete Trainer."
Die Aussichten für die Schweizer Leichtathletik präsentieren sich rosig. Dies begründet Bandi mit dem Verweis auf die Altersstruktur: Ehammer, Annik Kälin, Mumenthaler, Reais, Joseph, Ditaji Kambundji oder Dominic Lobalu sind alle jung und dürften noch zwei Olympia-Zyklen vor sich haben.
(SDA)
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