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Seit 65 Jahren läuft das Kino Grünegg in Konolfingen
Noch bevor es den ersten Fernsehapparaten gab, zeigte Arthur Bigler Filme in den Sälen der Wirtschaften in Konolfingen und Münsingen. Um das Kinorecht des schweizerischen Lichtspiel- und Theaterverbands zu behalten, baute er 1958 das Kino Grünegg in Konolfingen. Ganz vorne mit dabei, die Söhne Kaspar und Peter Bigler. Die beiden haben das Kino nun übernommen und führen es in der zweiten Generation.
Die grosse ovale Bar mitten im Raum, die Glasflügeltür mit goldenen Rahmen und die alten Kinosessel im Foyer erinnern noch heute an die 50er Jahre. Direkt gegenüber dem Zahnärztlichen Institut Bigler betreiben die beiden Brüder Kaspar und Peter Bigler zusammen mit Renate Bigler, der Frau von Kaspar, das Kino Grünegg. Beide Unternehmen haben sie von ihrem Vater Arthur Bigler übernommen. Heute ist Kaspar 81 Jahre alt und Peter 79. Sie wollen so lange wie es die Gesundheit zulässt weiterarbeiten. "Sonst bin ich ja für nichts mehr da", erklärt Kaspar Bigler im Interview.
In den 50er Jahren wurden die Filme zum Teil auf ganze 6 Spulen verteilt aufgerollt. Kaspar hat dann im Vorführraum, eine nach der anderen in die Maschine gesetzt und abgespielt. Dabei durfte der Zuschauer natürlich keinen Unterbruch merken. "Einmal als ich meine Freundin mit im Vorführraum hatte, habe ich mich bei der Reihenfolge vertan und dann hat der Sheriff auf einmal wieder gelebt", muss Kaspar Bigler lachen bei der Erinnerung. Er gibt sich selbst nach jeder Vorführung eine Schulnote für seine Arbeit. "Besonders wenn ich nach einem Tag im Zahnärztlichen Institut eine Vorführung habe, merke ich, dass ich müde bin. Konzentration ist nach wie vor sehr wichtig".
Heute kommen die Filme nicht mehr auf einer Spule, sondern werden digital und verschlüsselt verschickt. Das macht es möglich, die neuen Filme schnell zeigen zu können. "Früher gab es nur eine gewisse Anzahl an Kopien und diese waren direkt nach der Veröffentlichung sehr teuer. Die Landkinos hatten wenig Platz und konnten deshalb weniger zahlende Zuschauer bieten. Deshalb bekamen wir die Filme manchmal erst Wochen später", erinnert sich Kaspar Bigler. "Eine Kopie des Films kostete einen Prozentsatz der eingenommenen Eintritte".
Mit der Digitalisierung war auch eine Modernisierung des Kinos Grünegg in Konolfingen nötig. 2012 startete der Umbau. Der Balkon im Saal musste einem neuen Technikraum weichen. Die Stühle wurden angepasst, damit die beiden gelernten Zahnärzte auch Tagungen im Saal halten konnten. Die Bühne durfte deswegen bleiben. "Früher hatten wir auf dieser Bühne viele Konzerte, Lesungen oder dann hat jemand einen Film über seine Wanderung gezeigt", erklärt Kaspar Bigler.
Heute kann das Kino Grünegg in Konolfingen noch immer mit der Technik und der Qualität der grossen Stadtkinos mithalten. Für sogenannte Landkinos ist es aber weiterhin schwer über die Runden zu kommen. "Wir konzentrieren uns deshalb auf unser Stammpublikum und das ist meist Ü40, aber sehr treu", so Kaspar Bigler. Sie zeigen auch Opern direkt aus England über einen Satelliten. So können sie sich von der Masse abheben.
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