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| Gesellschaft | Wochengespräch

Zwischen Leder, Vieh und Schlägereien: Langnaus Marktgeschichte

Seit mehr als einem halben Jahrtausend findet der Märit in Langnau statt – ein Stück lebendige Geschichte im Emmental. Was als wichtiger Platz um Werkzeuge oder Stoffe einzukaufen begann, wurde immer mehr zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Wir stauben die Geschichte zusammen mit dem Lokalhistoriker Hans Minder ab.

Bereits 1467, so belegen es Aufzeichnungen, wurden hier regelmässig Märkte abgehalten. Warum Langnau damals als Dorf das Privileg eines Markts erhielt, obwohl diese eigentlich Städten vorbehalten waren, bleibt ein Rätsel. Hans Minder, Lokalhistoriker, vermutet, dass die Lage auf dem Land entscheidend war: "Die Emmentaler hätten sonst zu weit reisen müssen, um ihre Waren zu kaufen oder zu verkaufen." Im Mittelalter war der Märit überlebenswichtig. Hier konnten die Menschen all das erwerben, was sie nicht selbst herstellen konnten. Doch mit der Zeit veränderte sich die Rolle der Märkte. Die Entstehung kleiner Läden in den Dörfern machte sie weniger wichtig für die Grundversorgung – und mehr zu einem gesellschaftlichen Ereignis.

Auch äusserlich unterschied sich der Markt früher stark zu heute. Süssigkeiten oder Spielwaren waren nirgendwo zu sehen. Stattdessen wurden Stoffe, Werkzeuge oder Tiere gehandelt. Bis 1900 prägte eine zweistöckige Markthalle das Bild zwischen der Kirche und dem Gasthof Bären. Hier wurden alle Waren ausser Tieren gehandelt – diese fanden auf dem Viehmarktplatz ihren Platz, der bis heute diesen Namen trägt.

Zu Zeiten des Schriftstellers Jeremias Gotthelf hatten die Märkte eine ganz besondere Funktion: Sie dienten nicht selten auch als Heiratsmarkt. „Die Liste der unehelichen Kinder, die am Märit gezeugt wurden, ist lang“, erzählt Hans Minder mit einem Schmunzeln. Auch der Alkohol floss damals reichlich, was häufig zu handfesten Auseinandersetzungen führte. Die damaligen Pfarrer beklagten sich laut Minder in Schriften über das „gottlose Treiben“ auf dem Markt.

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