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| Kultur | Vermischtes

Ein neu gestaltetes Museum für die Klosterruine Rüeggisberg

Am 16. September 2022 wird das neu eingerichtete Museum und den neuen archäologischen Rundgang in der Klosterruine Rüeggisberg eröffnet. Damit schliesst der Archäologische Dienst des Kantons Bern die umfassende Restaurierung dieser ikonischen Anlage im Schwarzenburgerland ab. Abgerundet werden die Feierlichkeiten mit dem Erscheinen einer wissenschaftlichen Publikation zum einstigen Cluniazenserpriorat.

Im Zuge der Restaurierung der Klosterruine von 2019 bis 2022 hat der Archäologische Dienst, mit tatkräftiger Unterstützung des Naturparkes Gantrisch und der Gemeinde Rüeggisberg, das seit 1947 bestehende kleine Museum neugestaltet. Hier erfahren Besucherinnen und Besucher mehr über die Geschichte und die Bauentwicklung des Klosters. Höhepunkt der Ausstellung ist eine Auswahl der einmaligen romanischen Skulpturen. Ihr Stil und ihre Motive zeigen Einflüsse sowohl aus dem Burgund als auch aus Oberitalien. Audiostationen mit Hörspielen sowie ein Monitor mit 3D-Rekonstruktionen und Interviewfilmen laden dazu ein, in die Vergangenheit von Rüeggisberg einzutauchen. Im Klosterareal aufgestellte Informationsstelen mit Rekonstruktionen ermöglichen einen direkten Vergleich von damals mit heute. Ein Flyer bietet einen Überblick zu den verschiedenen Informationen.

Schwierige Geschichte nach schwungvollem Start

Trotz anfänglich grosser Pläne kam die in den 1070er­Jahren entstandene Klosteranlage nie zu grosser Blüte. So konnte dank der jüngsten archäologischen Untersuchungen 2020 nachgewiesen werden, dass ein Langhaus in Rüeggisberg zwar geplant gewesen und dessen Umfassungsmauern in den Fundamenten ausgelegt worden waren. Wahrscheinlich aus finanziellen Gründen wurde aber auf den Bau des Kirchenschiffs verzichtet und nur eine Rumpfkirche bestehend aus einem Querhaus und fünf Apsiden erstellt. 1484 wurde das Kloster aufgehoben und die Anlage auf einen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb und das Pfarrhaus reduziert. Nach der Reformation brach man die Kirche bis auf den Nordarm und Teile der Ostwand des Querschiffs ab. Auch die Gebäude des Konvents sind im Lauf der Jahrhunderte weitgehend verschwunden. 

Mischstil zeigt die internationale Vernetzung

Die Klosteranlage Rüeggisberg ist wie kein anderer Bau beispielhaft für die sich im 11. Jahrhundert anbahnende Entwicklung der Bauplastik. Erstmals wird hier der Wille der Steinmetze spürbar, Mauerflächen mittels plastischer Elemente zu beleben. Dieser Stil schlägt eine Brücke zwischen dem Frühmittelalter und der Romanik. Die Motive verraten verschiedene Einflüsse: Gewisse Elemente sind von römischer Architektur abzuleiten. Der Flechtbanddekor hingegen erinnert an frühmittelalterliche Steinmetzarbeiten.

Die Kirche weist einen faszinierenden Mischstil auf, der die internationale Vernetzung der Cluniazenser zeigt: Während die Grundrissauslegung der Klosterkirche burgundische Herkunft verrät, zeigt das Bauwerk auch viele Züge oberitalienischer, lombardischer Romanik, sei es in der hervorragenden Bauskulptur, sei es in der Verwendung von Ziegeln oder in der Plattenverkleidung von Pfeilern und Bogen. Verblüffend ist die Ähnlichkeit der Tierdarstellungen von Rüeggisberg zu Fabelwesen in Kirchen der Lombardei.

Wissenschaftliche Publikation

Die jüngste Sanierung der Klosterruine Rüeggisberg bot Anlass, die bisher nur in Vorberichten veröffentlichten Erkenntnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen durch Professor Hans R. Hahnloser und den Archäologischen Dienst zu publizieren. Sieben Autorinnen und Autoren, Fachleute der Mittelalterarchäologie und Kunstgeschichte, präsentieren in diesem Werk verschiedene Aspekte der Geschichte des Klosters Rüeggisberg. Der Bogen spannt sich von der historischen Überlieferung über die Baugeschichte, die Skulptur und Malerei bis zum Schicksal des Areals nach der Reformation. Zusammen mit der Eröffnung des neu eingerichteten Museums wird damit eine Lücke geschlossen. (pd)

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