"Nun reduziere ich auf 100 Prozent." - Chefarzt Martin Egger im Wochengespräch

Anfang Juni hat Martin Egger, Chefarzt im Spital Emmental am Standort Langnau bekannt gegeben, dass er auf Anfang nächstes Jahr seinen Posten abgibt. Übernehmen für ihn wird Simon Schneiter. Für ihn die bestmögliche Lösung zum bestmöglichen Zeitpunkt.

Er wurde in den letzten Tagen oft gefragt, ob er nun endlich auf 100 Prozent reduziere, sagt Martin Egger und lacht. Den Humor hat er auf jedenfall nicht verloren in den insgesamt 20 Jahren als Arzt am Spital Emmental und den acht Jahren als Chefarzt. Auch auf die Frage, ab wann seinen Haare die Farbe des Arztkittels annahmen sagt er lachend: "Das ist genetisch und hat nicht viel mit meiner hohen beruflichen Belastung zu tun."

Genau diese ist es aber, die ihn dazu bewogen hat, den Chefarztposten weiterzugeben. "Wer jetzt aber denkt, der Egger gebe nun ab, weil es ihm zu viel ist und Simon Schneiter der arme Tropf muss nun übernehmen, der denkt falsch." Er versuche, seinem jüngeren Zögling den Einstieg so sanft wie möglich zu gestalten. Man müsse lernen Nein zu sagen und auch den Mut aufbringen, Sachen zu delegieren. "Manche kommen wieder zurück zu dir als Chefarzt. Aber viele Aufgaben könne man auch auf mehrere Schultern verteilen", so Egger.

Wo genau der Hund begraben ist im Gesundheitssystem könne nicht genau definiert werden. "Es sind mehrere Baustellen, die das Gesundheitswesen zu bearbeiten hat. Der Fachkräftemangel ist eine davon. Dazu kommt die Fragmentierung der Stellen. Es arbeiten mehr Leute weniger. Dies macht die Kommunikation schwierig und anspruchsvoll." Weiter ist Egger überzeugt, dass auch die Anspruchshaltung auf beiden Seiten gestiegen ist. "Die Ärzte und Ärztinnen haben den Anspruch immer mehr Diagnosen zu haben, um ja keine falschen Schlüsse zu ziehen und die Patient:innen wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen die es gibt. Ob sinnvoll oder nicht."

Dank der Reduktion auf ein volles und nicht ein übervolles Pensum will Martin Egger wieder mehr Zeit für Frau, Familie, Garten und Orientierungslauf haben. "Das hat in letzter Zeit gelitten und da hoffe ich, wieder etwas mehr Luft zu haben. Endlich Ferien zu machen und diese auch geniessen zu können."