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| Politik | Bildung

Thun will Spez-Sek abschaffen

Der Stadtrat beauftragte den Gemeinderat mit einer Motion, den Prozess zur Abschaffung der Spez.-Sek.-Klassen auf der Thuner Oberstufe einzuleiten. Um die Grundlagen für die künftige Organisation zu schaffen, führt der Gemeinderat eine Vernehmlassung unter den Akteurinnen und Akteuren des Bildungsbereichs durch.

Seit dem Schuljahr 2017/2018 besuchen alle Schülerinnen und Schüler im deutschsprachigen Teil des Kantons Bern den vierjährigen gymnasialen Bildungsgang ausschliesslich am Gymnasium. Der Besuch des ersten «Gymer-Jahres» an einer Sekundarschule, der ehemaligen Quarta, ist nicht mehr möglich. In Thun machte man sich in diesem Zusammenhang schon zwei Jahre vorher Gedanken zur künftigen Organisation der Oberstufe (Sek I). Im Zentrum stand dabei die Frage, ob die Unterteilung in drei Niveaus (Real, Sek und Spez. -Sek.) mit der neuen Regelung noch sinnvoll ist. Auch der Stadtrat befasste sich mit diesem Thema. Mit einer knappen Mehrheit überwies er im November 2020 die Motion und erteilte dem Gemeinderat damit den Auftrag, mit der Streichung des entsprechenden Artikels im Bildungsreglement die Spez.-Sek. abzuschaffen. Der Gemeinderat hat beschlossen, die Akteurinnen und Akteure des Bildungsbereichs in den Prozess zu involvieren und führt von Mitte März bis Mitte April eine breite Vernehmlassung durch.

Meinung der Lehrpersonen und Eltern ist von besonderem Interesse
Basierend auf den Rückmeldungen der Fachleute soll eine Grundlage für die künftige Organisation geschaffen werden. Die Auswertung dient dem Stadtrat als Entscheidungshilfe für die abschliessende Debatte. Die Vernehmlassung nimmt die Ausgestaltung und Organisation der künftigen Thuner Oberstufe in den Fokus. Dabei werden insbesondere auch die Schnittstellen von der Primarstufe in die Sekundarstufe I und jene in die Sekundarstufe II (Berufsschule mit Berufsmaturität I und Gymnasium) beleuchtet. Von besonderem Interesse ist die Meinung der involvierten Lehrpersonen und der Eltern, vertreten durch die Elternräte. Zur Vernehmlassung werden die Stadtratsparteien, die Quartierleiste, die Schulleitungen der Primar- und der Oberstufe, die Schulkommission, die Elternräte, das Gymnasium, die Berufs- und Wirtschaftsschulen, das Schulinspektorat sowie alle Lehrpersonen der Stadt Thun eingeladen.

Einführung neue Organisation per Schuljahr 2022/23
Die Vernehmlassung wird Ende April abgeschlossen, danach erfolgt die Auswertung durch das Amt für Bildung und Sport. Schliesslich befindet der Gemeinderat über das Geschäft. Im Spätsommer wird die Teilrevision des Bildungsreglements (BiR) dem Stadtrat vorgelegt. Der Beschluss unterliegt dem fakultativen Referendum. Wird das Geschäft definitiv beschlossen, ist mit einem Systemwechsel auf Beginn des Schuljahres 2022/23 zu rechnen.

Spezielles Sekundarschulniveau (Spez.-Sek.)
An den vier Thuner Oberstufenschulen wird der Unterricht in drei Niveaus (Real/Sek/Spez.Sek) geführt. Der Unterricht ist nach dem Modell Manuel organisiert. In den Fächern Deutsch, Französisch und Mathematik werden die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrem Leistungsstand dem Real- oder dem Sekundarschulniveau zugeteilt und gemäss kantonalem Lehrplan getrennt unterrichtet. Die Stadt Thun führt zudem für sehr begabte Schülerinnen und Schüler spezielle Sekundarklassen. Der gymnasiale Unterricht beginnt für die empfohlenen Schülerinnen und Schüler im 9. Schuljahr am Gymnasium Thun.

Individuellen Vertiefung und Erweiterung (IVE)
Gemäss Lehrplan 21 sind im 8. und 9. Schuljahr jeweils mindestens 3 Lektionen für die Individuelle Vertiefung und Erweiterung (IVE) einzusetzen. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, in den Fachbereichen Sprachen und Mathematik individuelle Schwerpunkte zur Vertiefung sowie zur Erweiterung der Kompetenzen zu setzen. Die IVE dient ebenfalls der Vorbereitung auf das zukünftige Berufsfeld oder auf den Übertritt in eine weiterführende Schule der Sekundarstufe II. Mit der Flexibilisierung des 9. Schuljahres wiederum sollen die Schülerinnen und Schüler gezielt auf den Einstieg in die Ausbildung auf der Sekundarstufe II vorbereitet werden. (pd)

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