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| Wochengespräch

100 Jahre Erziehungsberatung: Wochengespräch mit Markus Hool

Die Erziehungsberatung im Kanton Bern feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Im Gründungsjahr 1920 war die Beratungsstelle für Erziehungsfragen in der Stadt Bern schweizweit die erste Institution dieser Art. Heute ist sie bestens etabliert und umfasst 14 Beratungsstellen im ganzen Kanton. In Langnau arbeitet seit 32 Jahren Markus Hool in der Erziehungsberatung als Fachpsychologe für Kinder- und Jugendpsychologie FSP.

"Es war immer der Kontakt und die Region, welche es mir angetan haben", sagt Markus Hool im neo1-Wochengespräch. Er erzählt über Herausforderungen, wer eine Erziehungsberatung erhält und wie sich die Arbeit auch verändert hat.

"Jede Beratung ist eine Störung - und man lässt sich nicht gerne stören oder erst wenn es nicht mehr anders geht", erzählt Markus Hool. Er sehe sich oft als "Störer". Die Leute müssen dann selber entscheiden was Sie mit meiner Störung oder Beratung machen, meint Markus Hool. Die Erziehungsberatung habe auch nach 100 Jahr immer noch eine wichtige Rolle - Kinder richtig einzuteilen.

"Hier auf dem Land haben wir nicht so viele Angebote, deshalb sind wir auch die erste Anlaufstelle und helfen immer bei allen möglichen Problemen", so Markus Hool im Wochengespräch.

Für die Erziehungsberatung des Kantons Bern ist das Jahr 2020 ein besonderes Jahr: Sie wird 100 Jahre alt. Wegen der Coronapandemie feiert die Erziehungsberatung dieses Jubiläum erst im Sommer 2021. Die Bildungs- und Kulturdirektion plant eine Festschrift herauszugeben, welche die Leistungen der Erziehungsberatung und ihren historischen Entwicklungsprozess würdigt. Vorgesehen sind auch individuelle Jubiläumsveranstaltungen in den einzelnen Erziehungsberatungsstellen. Das Programm wird im Frühling 2021 publiziert.

Erste Beratungsstelle für Erziehungsfragen in der Schweiz

Ihren Ursprung hat die Erziehungsberatung im schulärztlichen Amt der Stadt Bern. 1920 beobachtete der frischgewählte Schularzt Paul Lauener, dass immer mehr Eltern nicht nur mit medizinischen, sondern auch mit erzieherischen Fragen zu ihm in die Praxis kamen. In seinen Beratungen befasste er sich zunehmend mit Kindern und Jugendlichen, «die nicht gehorchten, undiszipliniert waren und die Schule schwänzten». Hinzu kamen Kinder, «die kein Gemüse essen wollten, Bettnässer waren, nicht einschlafen konnten, gleichgültig waren oder logen und stahlen».

In der Folge eröffnete die Stadt Bern im gleichen Jahr eine Beratungsstelle für Erziehungsfragen, deren Leitung der Psychologe und Pädagoge Paul Hegg übernahm. Sie wurde zuerst ehrenamtlich geführt, später im Nebenamt zu einem Honorar von 400 Franken monatlich. Mit seinem Beratungsdienst leistete Hegg Pionierarbeit für die ganze Schweiz. Erst zehn Jahre später wurde in Basel ein vergleichbarer schulpsychologischer Dienst gegründet. 1931 wurde die EB für alle Lehrpersonen des Kantons zugänglich gemacht und der Kanton übernahm einen Teil der Kosten, 1943 erteilte der Regierungsrat der Erziehungsberatung den Auftrag, die staatlichen Erziehungsheime «regelmässig, jährlich mindestens zweimal zu besuchen und dort in der Behandlung besonders schwieriger Kinder begutachtend und beratend, wenn möglich auch behandelnd zu wirken». 1972 wurde die Erziehungsberatung kantonalisiert und entwickelte sich in den Folgejahren zu einer etablierten Institution.

Enge Zusammenarbeit mit Lehrpersonen und Eltern

Die Kernaufgaben der Erziehungsberatung haben sich seit ihren Anfängen wenig verändert. Sie sind ausgesprochen vielfältig und erstrecken sich von der Unterstützung bei schulischen Problemen bis zu persönlichen oder familiären Schwierigkeiten und Belastungen. Es handelt sich dabei um klassische schulpsychologische Aufgaben wie Abklärungen durchführen, Beratungen anbieten und Beurteilungen vornehmen, welche dann konkret zu Schullaufbahnentscheiden, zu Ausgleichsmassnahmen, oder zur Bewilligung von Spezialunterricht führen. Die Erziehungsberatungsstellen arbeiten dabei eng mit den Eltern und den Lehrkräften zusammen. Diese Aufgaben machen etwa zwei Drittel der schulischen Anmeldungen bei der Erziehungsberatung aus.

Beratung von Eltern, Familien und Jugendlichen

Ein anderer Schwerpunkt ist die Beratung von Eltern und Familien in Erziehungs- und Entwicklungsfragen. In vielen Fällen geht es um die psychologische Unterstützung von Eltern und Familien, wenn die Schwierigkeiten in der Erziehung zu einer grossen Belastung werden, so dass sie nicht mehr bewältigt werden können. Dies kann beispielsweise bei Ungehorsam, Trotz, Angst, Aggressivität oder unkontrolliertem Medienkonsum der Fall sein. Weiter steht die Erziehungsberatung auch Jugendlichen in anspruchsvollen Situationen zur Verfügung. Diese Beratungen (Eltern, Familien, Jugendliche) machen etwa ein Drittel der Anmeldungen aus. Besonders hervorzuheben ist das Angebot für Kinder- und Elterngruppen. Ein zentrales Element in diesen Gruppen ist die Unterstützung, die sich Kinder/Eltern selber gegenseitig geben. Dies ist möglich, weil sie sich in einer ähnlichen persönlichen, familiären und/oder schulischen Situation befinden.

Die Erziehungsberatung als Partner

Die Erziehungsberatung ist ein wichtiger Partner für die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) und die Gerichte, denn sie übernimmt in zahlreichen Fällen eine psychologisch-pädagogische Expertinnen- oder Expertenfunktion. Die beiden Institutionen beauftragen die Erziehungsberatung regelmässig, um psychologische oder pädagogische Gutachten zu erstellen. Schliesslich ist sie Teil des Krisenbewältigungsteams und unterstützt die Schulen bei ausserordentlichen Ereignissen wie einem Unfall, einem plötzlichen Todesfall oder Gewalterlebnissen. Im Rahmen der psychologischen ersten Hilfe werden Schulen und Kinder hier im Sinne einer Notfallhilfe umgehend begleitet.

Weitere Informationen

Die Erziehungsberatung des Kantons Bern umfasst 14 Zweigstellen mit rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im ganzen Kanton. Sie sind unter einer zentralen Leitung zusammengefasst und dem Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung unterstellt. Vorsteher der Abteilung Erziehungsberatung ist Peter Sonderegger. Alle Erziehungsberaterinnen und -berater sind ausgebildete Psychologinnen und Psychologen und haben zusätzlich die Ausbildung zur Erziehungsberaterin oder Schulpsychologen durchlaufen. Sie legen Wert darauf, die Erziehungs- und Bildungssituation des einzelnen Kindes aus einem ganzheitlichen Winkel zu betrachten. Für sie steht vor allem das Wohlergehen des Kindes oder der Jugendlichen im Zentrum.

(neo1 / MM Kanton Bern)

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