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Woran krankt unser Gesundheitssystem? Wochengespräch mit Heinz Locher
Das Schweizer Gesundheitssystem ist blockiert. Die Kosten steigen immer mehr, gleichzeitig fehlt es an Fachpersonal und Spitäler und Psychiatrien melden Millionendefizite. Die finanzielle Situation wird auch für die Prämienzahlenden immer schwieriger. Es gebe keine Einigung und niemand fühle sich verantwortlich, sagt der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher im neo1-Wochengespräch dazu. Er plädiert daher für weniger Spitäler, mehr Hausärzte und mehr Kompetenzen für den Bund.
Heinz Locher gehört zu den besten Kennern des Schweizer Gesundheitssystems. Er sagt, es gebe hierzulande einfach noch zu viele Spitäler und die Gesundheitsversorgung sei zu sehr auf die Spitäler ausgerichtet. Klar sei es für die Bevölkerung ein Verlust, wenn ein Spital in der Region geschlossen werde, sagt Locher. Aber viel wichtiger sei eine lokale gute Versorgung mit Hausärzten oder Gemeinschaftspraxen, die die erste Versorgung übernehmen, zudem ein guter Rettungsdienst, der bei Notfällen hilft. Erst danach soll das Spital die Versorgung übernehmen und da komme es auch nicht darauf an, ob das nun fünf oder zwanzig Kilometer entfernt sei, sagt der 80-Jährige. Er fordert daher, dass vor allem die Grundversorgung und nicht die Spitzenmedizin ausgebaut wird. Das würde Kosten sparen und wäre besser für die Bedürfnisse der Bevölkerung, ist er überzeugt.
Ein weiteres Problem des hiesigen Gesundheitssystems ist, dass es fast unmöglich ist, Reformen oder Änderungen umzusetzen. Ärzteschaft, Krankenkassen, Politik und Bevölkerung weisen sich gegenseitig die Schuld an den steigenden Kosten zu. Damit wird eine Einigung auf Massnahmen praktisch unmöglich, sagt Heinz Locher. Dabei seien alle mitschuldig. Das System sei so aber blockiert, es fehle ein "Pilot", der die Führung übernimmt. Er schlägt daher vor, dass die Kompetenz zum Bund geht. Die Kantone, welche bisher die Hoheit über die Gesundheitsversorgung haben, machen zwar nichts falsch, aber so gebe es zu viele Verantwortliche. Wenn der Bund am Steuer wäre, könnte mehr bewegt werden, sagt Locher.
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