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4 Jahrzehnte, oder knapp 5 Kilogramm Züri West zwischen zwei Buchdeckeln
Vor Rund einem Jahr überraschte die Berner Band Züri West mit dem Album "Loch dür Zyt". Was damals nur als vage Idee existierte, reifte in den letzten Monaten zu einem umfassenden Züri West Werk .
Nein, die beiden Bände sind keine langweilig öde Aneinanderreihung von Stationen der Band. Sagenhafte 1200 Fotografien lassen ein Stück Schweizer Kulturgeschichten an Augen und innerem Ohr vorbeiziehen.
Der erste Band der Anthologie, schlicht «ZÜRI WEST» betitelt, reiht rund 1200 Fotografien aneinander, Konzertbilder, Bandbilder, Aufnahmen aus der Garderobe und dem Studio, einfach alles, so scheint es, was von Züri West je fotografisch dokumentiert wurde. Die nur mit knappen Legenden versehenen Bilder sind einmal klein und gedrängt auf eine Seite gesetzt, dann wieder in mehrseitigen, in sich geschlossenen Fotostrecken. Unter den Fotografinnen und Fotografen sind klingende Namen der Berner und Schweizer Presse- und Kulturfotografie der letzten Jahrzehnte: Annette Boutellier, Reto Camenisch, Alessandro della Valle, Monika Flückiger, Susanne Gutjahr, Christian Helmle, Caspar Martig, Jürg Ramseier und Flavia Schnyder. Die Aufnahmen werden ergänzt durch kurze, jeweils mit einem Albumtitel überschiebenen Texten, in denen die Band ihre eigene Geschichte erzählt, so, wie sich die Musiker heute daran erinnern. Geschrieben hat die Texte Samuel Mumenthaler, selbst einmal Bandmitglied, der erste Drummer.
Der zweite Band, «KLAUENER», umfasst erstmals in dieser Breite Kuno Laueners Songtexte seit den Anfängen: Die Ohrwürmer, die weniger bekannten, die vielleicht nicht mehr so gegenwärtigen, aber auch all die Zeilen, die einem selbst das eine und andere Mal durchs Leben halfen, kurz, die ganze Sehnsucht und der Herzschmerz, die einen stets mit Züri West verbanden. Überwältigend, sie hier schriftlich alle zusammen zu haben, schon ein wenig nostalgisch in der klassischen Schreibmaschinenschrift, in der sie gesetzt sind. Songtexte eigentlich, die aber auch so funktionieren, Wort für Wort, den Sound hat man eh im Kopf. Literarische Perlen halt. Sie sind reich illustriert mit Zeichnungen und Collagen von Kuno Lauener. Die meisten Illustrationen beziehen sich nur assoziativ auf die Texte, gerade dadurch jedoch öffnet sich in ihnen eine weitere Erzählebene. Sie ist verträumt und rätselhaft, ungewöhnlich in ihrer Eigensinnigkeit und auf ihre Art wie ein neuer Sound zu den Texten.
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