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Angespannte Finanzlage im Psychiatriezentrum Münsingen
Das Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) hat im vergangenen Jahr einen Verlust von über fünf Millionen Franken geschrieben. Die Institution gerate wirtschaftlich zunehmend unter Druck, schreiben die Verantwortlichen im Jahresbericht und fordern "angemessene Tarife".
Die Tarife seien aktuell zu tief und deckten, insbesondere in der Akutpsychiatrie die effektiven Kosten nicht mehr. Ungenügend abgebildet werde in diesen Tarifen beispielsweise der hohe Betreuungsschlüssel für Fürsorgerische Unterbringungen.
Damit das PZM seine Liquidität auch 2025 gewährleisten könne, sei es dringend auf adäquate Rahmenbedingungen und angemessene Tarife angewiesen.
"Im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen hat das PZM keinen oder marginalen Einfluss auf die Preise, sprich Tarife, ist aber bezüglich Kosten (insbesondere Personal) dem Markt ausgesetzt", sagt der Direktor des PZM, Ivo Spicher im Interview mit neo1.
Als psychiatrische Endversorgerin mit einem Leistungsauftrag des Kantons sie das PZM zudem verpflichtet, Patientinnen und Patienten aufzunehmen.
"Immer nur fordern ist aber auch keine Lösung. Wir als Geschäftsleitung sind stetig am prüfen wo noch Sparpotenzial bestehen würde", meint Ivo Spicher.
Fachkräftemangel schränkt Betrieb ein
Auch der Fachkräftemangel setzt dem Psychiatriezentrum nach eigenen Angaben zu. Trotz Anstrengungen sei es bisher aber nicht gelungen, ausreichend neue Mitarbeitende zu rekrutieren. Als Folge kann ein Teil der vorhandenen Betten nicht betrieben werden, auch wenn die Nachfrage danach da wäre.
Die Belastungsgrenze der Mitarbeitenden werde - bei einer tendenziell weiter steigenden Zahl an Patientinnen und Patienten - immer wieder erreicht oder überschritten, heisst es in der Mitteilung.
Weitere Herausforderungen finanzieller Art sind für das PZM die Inflation und die steigenden Personalkosten sowie zu tiefe Abgeltungen der Infrastrukturkosten.
In der Jahresrechnung 2023 weist das PZM einen Verlust von 5,6 Millionen Franken aus. Im Vorjahr war das Minus mit 1,9 Millionen Franken noch deutlich kleiner. Das Eigenkapital sank von fast 78 auf 72 Millionen Franken.
Fusion im Blick
Das Psychiatriezentrum Münsingen und die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) streben bekanntlich eine Fusion an. "Die Fusion von UPD und PZM ist der einzig richtige Weg, um eine qualitativ hochstehende, integrierte psychiatrische Versorgung der Bevölkerung im Kanton Bern sicherzustellen und zu stärken", betonte PZM-Direktor Ivo Spicher.
Aktuell wird das Fusionsprojekt zusammen mit dem Kanton vertieft. Danach entscheidet der Kanton dann über den Zusammenschluss. (neo1 / sda)
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