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Beat Feuz nach dem Lauberhorn: "Cooles Rennen, jetzt kommt noch Kitzbühel"
Beat Feuz wird bei seiner Rennfahrer-Derniere in Wengen, wo er dreimal gewann und acht Top-3-Plätze realisierte, Abfahrts-Fünfter. Für den Emmentaler ist es ein stimmiger Abschied: "Ein Podest wäre genial gewesen, doch auch so war es ein cooles Rennen."
Beat Feuz' letzte Fahrt auf der wegen des zu starken Windes verkürzten Lauberhorn-Strecke war zwar um 0,24 Sekunden zu langsam, um auf dem Podest zu stehen. Doch das verkam am Samstag zur Nebensache. Oder wie es der wohl beste Schweizer Abfahrer der Geschichte selber formulierte: "Ausser den vier Fahrern vor mir wären alle anderen froh, Fünfter geworden zu sein."
Gleich sahen es auch die Fans, die den Berner nach dessen Abschiedsrennen in der Schweiz frenetisch feierten. Ein Sieg - es wäre der vierte am Lauberhorn gewesen - oder nur schon eine weitere Top-3-Platzierung an seinem Lieblingsberg wäre allerdings auch gar kitschig gewesen. Damit habe er nicht rechnen dürfen, so Feuz selber.
"Einer der besten Momente meiner Karriere"
Weil er kurz vor dem Jahreswechsel in Bormio auf den Start verzichtet hatte, war der 16-fache Weltcupsieger fast einen Monat ohne Renneinsatz geblieben. Trotz seiner noch immer unbestrittenen Klasse steckt das auch der Abfahrts-Olympiasieger mit 36 Jahren nicht mehr so einfach weg.
Natürlich strebte Feuz auch in Wengen nach dem bestmöglichen Resultat, "sonst hätte ich ja gar nicht am Start stehen müssen". Doch wichtiger als die Klassierung war für ihn, dass er nochmals "alles aufsaugen und geniessen" konnte. Schon am Start mit all den vielen Leuten habe er die "Emotionen deutlich gespürt, dann im Ziel natürlich ebenfalls". Dort erwartete ihn auch seine Familie, was Feuz "am allermeisten" freute. Seine ältere Tochter Clea wenige Minuten nach der Fahrt in den Arm nehmen zu können, "bedeutet mir alles. Das ist einer der besten Momente meiner Karriere."
Im Interview-Marathon nach seiner Derniere zeigte Feuz auch immer wieder seine Freude darüber, dass die Leistung für ein Top-6-Resultat ausgereicht hatte. So schaffte er nämlich auch auf sportlichem Weg die Teilnahme an der abendlichen Siegerehrung. Auf der Bühne im Wengener Dorfzentrum und vor tausenden Fans stehen zu dürfen, das war ein weiterer "cooler Moment", den es aufzusaugen galt. "Ich genoss jedes Mal, wenn irgendwo gejubelt wurde und mein Name fiel."
Feuz war den ganzen Tag sichtlich mit sich im Reinen. Zu keinem Zeitpunkt war auch nur der leiseste Hauch von Wehmut oder Zweifel spürbar, dass er den im Dezember gefällten Rücktritts-Entscheid vielleicht zu früh gefällt hätte. Feuz' Abschied in Wengen, dem Ort, der "mich in jeglicher Hinsicht geprägt hat", war ganz einfach stimmig.
Stabübergabe schon (fast) erfolgt
Passend dazu waren auch die Leistungen seiner Teamkollegen. So zeigte Marco Odermatt, 25-jährig und damit zehn Jahre jünger als Feuz, mit seinem 2. Platz am Samstag ein weiteres Mal eindrücklich auf, dass er bereit ist, die Leaderrolle innerhalb des Schweizer Speed-Teams zu übernehmen - oder eher: schon übernommen hat. Sein erster Sieg in einer Abfahrt ist nur noch eine Frage der Zeit.
Auch aus mannschaftlicher Sicht klappte mit vier weiteren Schweizern in den Top 15 - Niels Hintermann (7.), Gilles Roulin (8.), Alexis Monney (10.) und Stefan Rogentin (13.) - die Stabübergabe. Man werde an diesen Fahrern, so Beat Feuz, noch "viel Freude haben. Da ist es dann egal, dass der Feuz weg ist."
Noch ist "der Feuz" allerdings nicht ganz weg. Noch stehen ihm die zwei Abfahrten in Kitzbühel bevor. Damit ist die Chance, dass es doch noch zum ganz kitschigen Karriere-Ende kommen kann, gar nicht einmal so gering. Von den letzten vier Abfahrten am Hahnenkamm gewann Feuz drei. Und der Rennhund in ihm ist nach den zwei Top-7-Resultaten am Lauberhorn definitiv zurück: "Wengen hat mir gezeigt, dass ich für Kitzbühel noch einmal parat bin. Ich will auch dort nicht nur auf Abschiedstournee sein."
SDA
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