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Die besten Nationen im Frauenfussball aus Europa messen sich in England

Die Europameisterschaft der Frauen in England setzt schon vor dem Eröffnungsspiel am Mittwoch neue Massstäbe. Die Schweiz ist zum zweiten Mal an kontinentalen Titelkämpfen dabei, favorisiert sind aber andere.

Wahrscheinlich ist es Zufall, aber es passt trotzdem schön ins Bild. Am Mittwoch eröffnen England und Österreich die Fussball-Europameisterschaft der Frauen im Old Trafford. Das Stadion von Weltklub Manchester United wird auch das "Theatre of Dreams" genannt, und vielleicht wird sich die eine oder andere Spielerin tatsächlich wie im Traum vorkommen, wenn sie den Rasen betritt und den Blick über die Tribünen schweifen lässt. Über 73'000 Fans werden da sein für das Eröffnungsspiel dieser 13. offiziellen EM. Die Tickets waren innert kürzester Zeit vergriffen. England will Fussball sehen, Fussball der Frauen. Das war nicht immer so. Zumindest nicht für alle.

Am 26. Dezember 1920 findet im Goodison Park in Liverpool ein Benefizspiel statt. Die Frauen aus der Dick & Kerr Fabrik in Preston, welche Lokomotiven und Tramwagen herstellt, spielen gegen Frauen aus St. Helens. Sie gewinnen 4:0, begeistern dabei 53'000 Zuschauerinnen und Zuschauer und nehmen ein, was heute etwa 140'000 Pfund entsprechen würde. Das Geld soll aber nicht wie bei anderen Auftritten des Teams zuvor einfach den Kriegsveteranen zugutekommen, sondern auch der Arbeiterklasse helfen.

Dem englischen Verband FA ist die unerwartete Begeisterung für fussballspielende Frauen nicht Geheuer, weshalb er ein knappes Jahr später, am 5. Dezember, beschliesst, Matches der Frauen auf ihren Plätzen zu verbieten, schliesslich sei Fussball "ziemlich ungeeignet für Frauen" und sollte deshalb "nicht unterstützt" werden. Es sollten 51 Jahre vergehen, ehe das Verbot aufgehoben wird.

Wembley voll in 43 Minuten

In Anbetracht des steten Wachstums und der steigenden Popularität, welche die Sportart in den letzten Jahren erfahren hat, scheinen solche misogynen Handlungen beinahe surreal. Ganz ohne Misstöne kommt die UEFA jedoch auch 2022 nicht davon. Vorab die isländische Mittelfeldspielerin Sara Bjork Gunnarsdottir warf dem europäischen Dachverband vor, Frauenfussball nicht zu respektieren, weil, anders als es bei einer EM der Männer der Fall wäre, nicht in den schönsten und grössten Stadien des Landes gespielt werde, sondern unter anderen die Isländerinnen auf einem Trainingsplatz des Männerteams von Manchester City antreten, der 4700 Personen Platz bietet.

Turnierdirektor Chris Bryant sagte in englischen Medien, man habe sich schon 2019 für die Austragungsorte entscheiden müssen, und aufgrund des Wachstums der letzten Jahre sei das Turnier jetzt grösser als das, woran die FA bei der Bewerbung gedacht habe. "Aber wir mussten nehmen, was wir bekommen, und ausverkaufte Stadien zu haben, ist nie schlecht."

Apropos ausverkauft: Nicht nur das Eröffnungsspiel wird sicher vor vollen Rängen stattfinden, sondern auch der Final am 31. Juli im Wembley. 43 Minuten dauerte es, bis die 87'000 Tickets abgesetzt waren. Deshalb überrascht es nicht, wird diese EM, bei der die UEFA mit 16 Millionen Euro das doppelte Preisgeld ausschüttet im Vergleich zur letzten Austragung, neue Massstäbe setzen bezüglich Zuschauerinteresse: 2017 in den Niederlanden sorgten 274’041 verkaufte Eintritte für einen Rekord, in England wurden nun bereits über 500'000 Tickets verkauft.

Schwieriges Los für die Schweiz

Sportlich ist es ein Turnier, das mehrere Anwärter auf den Titel kennt: Spanien mit Weltfussballerin Alexia Putellas, Titelverteidiger Niederlande, der WM-Dritte Schweden, und Rekordsieger Deutschland (acht EM-Titel) darf ebenso wenig ausser Acht gelassen werden wie Frankreich oder Gastgeber England, der getragen vom Publikum auf den grossen Coup hofft. Für die Schweiz ist es die zweite Europameisterschaft nach 2017. Damals schieden die Schweizerinnen unter der Ägide der heutigen Deutschland-Trainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Vorrunde aus.

Natürlich soll das diesmal anders sein, natürlich träumen die Spielerinnen von Nils Nielsen von einem Vorstoss in die Viertelfinals. Mit Schweden und der Niederlande hat die SFV-Auswahl aber zwei Schwergewichte in der Gruppe. Eines davon hinter sich zu lassen, wird schwierig werden.

Sämtliche 31 Partien werden auf SRF entweder im Fernsehen oder online live übertragen. (sda)

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