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Fussballklubs können freiwillig personalisierte Tickets einführen
Für den Eintritt an Fussballspielen der Super League sollen personalisierte Tickets möglich werden - als Massnahme gegen Ausschreitungen. Über die Einführung entscheiden die Fussballklubs der obersten Spielklasse selbst.
Die Einigung auf diese Lösung kam zwischen allen Akteuren einstimmig zustande, wie Vertreter der kantonalen und städtischen Sicherheitsdirektoren, der Polizei, der Swiss Football League und der Fussballklubs am Montag in Bern mitteilten.
Damit bleibt die Einführung personalisierter Tickets und die Ausweispflicht Sache der Klubs der Premier League. Wie Claudius Schäfer, der Geschäftsführer der Swiss Football League, vor den Medien sagte, wäre das personalisierte Ticket die letzte Massnahme im Kampf gegen die Fangewalt.
Die flächendeckende Einführung solcher Tickets käme einer Kollektivstrafe gleich und würde sich gegenüber den Fans nicht durchsetzen lassen. Im Vordergrund müsse die Verhältnismässigkeit stehen. Bereits im Vorfeld hatten die Fussballverantwortlichen Befürchtungen wegen eines Publikumsverlusts geäussert.
Wanja Greuel, Chef des Fussballklubs BSC Young Boys, erklärte, sein Klub setze auf Stadionallianzen, damit unerwünschte Elemente draussen blieben. Mit der jetzt getroffenen Lösung seien die organisierten und überhaupt alle Fans in der Pflicht, "die schönen Fussball wollen".
Gesetzesgrundlage nötig
In dem am Montag veröffentlichten Bericht kommt das Projektteam aller Akteure zum Schluss, dass personalisierte Tickets für die Klubs technisch und rechtlich auf freiwilliger Basis machbar sind. Die behördlich verordnete Erfassung von Personendaten müsste sich indessen auf eine Gesetzesgrundlage stützen.
Und ein automatischer Abgleich mit der Hooligan-Datenbank beim Ticketkauf würde ein Bundesgesetz erfordern. Zudem müssten erst mildere Mittel ausgeschöpft sein.
So setzen die Verantwortlichen auf ein Kaskadensystem. Reto Nause, Sicherheitsdirektor und Gemeinderat der Stadt Bern, erklärte, mit der von allen Akteuren erarbeiteten Lösung sei der Weg frei für Rahmenbewilligungen in den Städten, wo auch Zusatzauflagen möglich sind. Das System biete die Möglichkeit, entsprechend der Situation und nicht auf Vorrat Massnahmen treffen.
Unter die Massnahmen des Kaskadensystems fallen verschärfte Zutrittskontrollen, verkleinerte oder gesperrte Gästesektoren, Deeskalationsstrategien, obligatorische Anreisevorgaben oder Bonus-Malus-Systeme. Gemäss Schäfer setzt die Liga daneben auf die hochauflösende Videoüberwachung zur schnellen Überführung und Bestrafung von Gewalttätern.
Verhältnismässigkeit wahren
Zunächst stehen aber nicht Repression und Strafe im Vordergrund. Erst wenn deeskalierende und kooperative Ansätze gegenüber den Fans nicht greifen, soll es zu situativ bedingten strengeren Massnahmen kommen. Der Ticketverkauf mit Ausweispflicht gilt in dem Kaskadensystem als letzte Massnahme, wenn alle Stricke reissen.
Seitens der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektionen (KKJPD) gab der Luzerner Regierungsrat Paul Winiker (SVP) zu verstehen, das Signal sei klar: "So geht es nicht weiter." Die Ausschreitungen und Sachbeschädigungen nicht nur der jüngsten Vergangenheit würden zusätzliche Massnahmen rechtfertigen. Gewaltbereite Chaoten dürften den Fussball nicht weiter in Geiselhaft nehmen.
Für den Bericht unter Beizug externer Experten befragte das Projektteam online alle Interessengruppen, auch die Fans und die Fanarbeit der Klubs. Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektionen (KKJPD) hatte sich Ende 2021 für personalisierte Tickets ausgesprochen. Widerstand kam aus Fankreisen. Auch die Swiss Super League äusserte sich skeptisch. (sda)
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