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Thorberg-Mitarbeiter sind unzufrieden: Direktor Egger bekommt Coach
sda. In der Strafanstalt Thorberg in Krauchthal muss die Betriebs- und Führungskultur verbessert werden. Der Berner Polizeidirektor Philippe Müller stellt Thorberg-Direktor Thomas Egger ab sofort einen externen Coach zur Seite. Grund sind die schlechten Werte einer Mitarbeiterbefragung.
Die Angestellten der Strafanstalt Thorberg beurteilen ihre Arbeitszufriedenheit in der jüngsten Mitarbeiterbefragung deutlich schlechter als 2015. Schlechte Noten erhält vor allem die Geschäftsleitung. Ihr stehen die Mitarbeitenden "mehrheitlich kritisch" gegenüber, wie der Kanton am Dienstag mitteilte.
Die Resultate zeigten "in aller Deutlichkeit", dass der Direktor und seine Geschäftsleitung die Wirkung der Neuorganisation unterschätzt hätten, sagte Polizeidirektor Philippe Müller (FDP) vor den Medien. Müller stellt Thorberg-Direktor Thomas Egger deshalb ab sofort einen Coach zur Seite.
Dieser soll den Direktor bei der Entwicklung einer neuen Betriebskultur unterstützen, die Arbeit der Geschäftsleitung analysieren und Massnahmen erarbeiten, welche die Zusammenarbeit und den Informationsfluss verbessern.
Als externer Coach wurde der 67-jährige Psychologe Karl-Heinz Vogt eingesetzt, der den Straf- und Massnahmenvollzug aus eigener Berufserfahrung kennt. Von 2000-2016 war Vogt Vizedirektor des Schweizerischen Ausbildungszentrums für das Strafvollzugspersonal.
Entscheidend für das Gelingen seiner Mission sei, dass die Kritik des Personals ernst genommen werde, sagte Vogt an der Medienkonferenz. Dies schaffe Glaubwürdigkeit, was wiederum die Basis dafür sei, wieder Vertrauen aufzubauen.
Egger: "Keine Demütigung"
Thorberg-Direktor Egger zeigte sich "froh" darüber, dass nun eine externe Person "mit Distanz" die Situation anschaue. Er stelle fest, dass "wir in gewissen Bereichen die Ziele nicht erreicht haben." Das sei enttäuschend und treffe ihn. Was "nicht gut" sei an seinem Führungsstil, müsse nun analysiert werden.
Er schaue die Tatsache, dass man ihm einen Berater zur Seite stellt, "nicht als Demütigung" an, sagte Egger auf eine entsprechende Journalistenfrage. Schliesslich habe er auch von seiner Seite den Beizug eines Coachs vorgeschlagen.
Der externe Berater muss über die Fortschritte des Coachings direkt dem zuständigen Regierungsrat und der Amtsleitung Bericht erstatten. Der Polizeidirektor erwartet demnach innerhalb von rund sechs Monaten "deutliche Verbesserungen".
Als "Sofortmassnahme" soll die Information des Personals über die Arbeit der Geschäftsleitung verbessert werden. Zudem sollen deren Mitglieder in den Abteilungen und Betreiben "spür- und sichtbar" präsent sein.
Trennung der Funktionen
Als weitere Massnahme wird die Funktion des Personalchefs von der Funktion der Direktionsassistenz getrennt, damit "das Befinden der Mitarbeitenden zukünftig objektiver beurteilt werden kann", wie es in der Medienmitteilung heisst.
Das Betriebsklima auf dem Thorberg beschäftigte in den letzten Monaten auch die Finanzkommission des Kantonsparlamentes. Sie gab bei der Finanzkontrolle eine Sonderprüfung in Auftrag. Diese kam im September zum Schluss, dass die personalrechtlichen Vorgaben eingehalten würden.
Handlungsbedarf ortete die Finanzkontrolle vor allem bei der Aufsicht durch das Amt für Justizvollzug. Zudem wurden Empfehlungen zur Verbesserung der Betriebskultur gemacht.
Gewerkschaft fordert Betriebskommission
Die Gewerkschaft vpod begrüsste in einer Stellungnahme die eingeleiteten Massnahmen. Als weitere Massnahme fordert die Gewerkschaft die "umgehende Einsetzung" einer Betriebskommission. So könne sichergestellt werden, dass die Mitsprache der Mitarbeitenden ernst genommen werde.
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