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| Gesundheit

Notfallstationen schlagen Alarm wegen drohender Überlastung

Die Schweizer Notfallstationen warnen vor einer drohenden Überlastung. Die Dreifachepidemie aus Covid, Grippe und RS-Virus setze sie unter enormen Druck. Nahezu ausgelastete Bettenkapazitäten und ein chronischer Mangel an Fachpersonal erschwerten die prekäre Lage.

Die Notfallstationen des Landes seien in diesem Winter mit Bedingungen konfrontiert, die sie an den Rand des Kollapses bringen könnten, nämlich einer Rekordzahl an Patienten, schrieben die Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin (Sgnor) und die Association Latine de Médecine d’Urgence (Alamu) am Donnerstag letzter Woche in einer Medienmitteilung.

"Die Situation auf den Notfallstationen ist von einem vermehrten Patientenaufkommen geprägt", sagt Felix Nohl, Ärztlicher Leiter der Notfallstation vom Spital Emmental in Burgdorf. Dies sei den aktuell florierenden Infektionskrankheiten zuzuweisen. Trotz diesen Ausfällen müsse die Versorgung aber gewährleistet werden, dass sei eine grosse Problematik, erklärt Felix Nohl.

In einem am Vortag gemeinsam unterzeichneten Schreiben an die wichtigsten Gesundheitsbehörden und Spitalleitungen in der gesamten Schweiz hätten sie Alarm geschlagen. Das Phänomen betreffe nicht nur die Notfallstationen. Vielmehr drückten sich darin die prekäre Situation und die Grenzen des gesamten Gesundheitswesens angesichts der sich ändernden Versorgungsbedürfnisse der Patientinnen und Patienten aus.

"Wir sind nicht ohnmächtig vor der Situation", sagt die CEO des Spitals Emmental, Regula Feldmann, im Interview mit neo1. "Wir müssen das Problem in der Region zusammen anpacken. Die Hausärtzinnen und Hausärzte sind informiert und wir arbeiten eng zusammen. So überlasten unsere Notfälle auch nicht."

Strukturelle Probleme

Die drohende Überlastung hat laut den Verbänden zahlreiche Ursachen. Ein grundsätzliches Problem sei der Mangel an Grundversorgern. Damit verbunden sei eine geringe Verfügbarkeit von Sprechstunden ohne Termin und eine Bereitschaftsmedizin, die eine Verweisung an die Notfallstationen zur Folge habe.

Die rund um die Uhr geöffneten Spitäler, die über die entsprechende technische Ausstattung und Spezialisten verfügen, seien chronisch überlastet. Der Mangel an medizinischem Pflegepersonal verschärfe sich zusehends. Weiter fehle es an Spitalbetten für Akutfälle und/oder Überbelegung, was den Patientenfluss aus den Notfallstationen behindere.

Es bedürfe heute dringend struktureller Lösungen, die über den notfallmedizinischen Bereich hinausgingen, halten die beiden Verbände fest. Ein Kollaps der Notfallstationen hätte verheerende Folgen für die Patientinnen und Patienten, das Personal und die Gesundheitsversorgungseinrichtungen.

Das Gesundheitswesen müsse im Vorfeld von Notfallsituationen, innerhalb der Notfallstationen und im nachgelagerten Klinik- oder Ambulanzbereich umgebaut werden. Um die Notfallstationen zu entlasten, machen die Verbände in dem Schreiben ein Reihe von Vorschlägen, die ihr Ansicht nach auf Ebene der Spitäler und der Kantone umgesetzt werden müssten.

Garantien für Finanzierung

Dazu gehören unter anderem Garantien für die Finanzierung der öffentlichen Spitalversorgung und der Notfallstationen. Zudem schlagen die Verbände den Ausbau von Alternativen zum Spital und zu den Notfallstationen vor, insbesondere durch Ausweitung der häuslichen Pflege und Betreuung.

Weiter empfehlen sie eine Koordination aller öffentlichen und privaten Gesundheitsfachkräfte zur Sicherstellung von Bereitschaftsdiensten und der Übernahme nicht geplanter medizinischer Behandlungen ausserhalb der Notfallstationen.

Ferner soll ihrer Ansicht nach der freie und nicht geregelte Zugang zu Notfallstationen durch eine verstärkte Überweisung an Grundversorgungs- und Bereitschaftsärzte beschränkt werden. Die Verfügbarkeit von Spitalbetten soll erhöht werden.

Politische Priorität

Die Entlastung der Notfallstationen müsse eine politische und institutionelle Priorität sein, fordern die Verbände. Damit könnten nicht nur Risiken für die Patientinnen und Patienten und das medizinische Fachpersonal vermieden werden, sondern zum Beispiel auch die Abwanderung von Fachpersonal verhindert werden.

Mit einem Kollaps der Notfallstationen drohe die Gefahr einer Destabilisierung der gesamten Gesundheitswesens und "der Verlust eines der letzten sozialen und gesundheitlichen Sicherheitsnetze unserer Gesellschaft", heisst es in dem Schreiben weiter. Die Notfallstationen müssten im Fall von Notsituationen als letztes Mittel genutzt werden, und nicht als bequeme Lösung. (neo1 / sda)

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