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Stahl Gerlafingen entlässt bis zu 95 Mitarbeitende
Nun ist es Tatsache: Der Schweizer Stahlhersteller Stahl Gerlafingen schliesst eine der beiden Produktionslinien. Der Schritt wurde bereits Mitte März angedroht und betrifft nun laut einer Mitteilung vom Mittwoch maximal 95 Arbeitsplätze.
Aufgrund des "verzerrten Wettbewerbs" im europäischen Stahlmarkt sei die Massnahme unumgänglich, heisst es zur Begründung. Die Schliessung soll die Zukunft des Stahlwerks sichern.
Die Stilllegung der Produktionslinie habe einen Abbau von maximal 95 Arbeitsplätzen zur Folge. Für die direkt Betroffenen sei ein Sozialplan erstellt worden. Zudem soll ein Teil des Abbaus über natürliche Fluktuation erreicht werden.
Faktisches Importverbot
Stahl Gerlafingen sehe sich seit Mitte 2023 "faktisch mit einem Importverbot der EU konfrontiert". Dies betreffe vor allem den Export von sogenanntem Breitflachstahl. Hinzu kommen laut dem Unternehmen "massive" Fördermassnahmen für die europäische Stahlindustrie, welche die Umsätze und Margen für das Schweizer Werk schmelzen lassen.
"Zudem haben die zwischenzeitlich horrenden Energiepreise und die in der Schweiz im Vergleich zu Europa immer noch rekordhohen Netzabgaben auf Energie die Bilanz von Stahl Gerlafingen tiefrot werden lassen", schrieb das Unternehmen, das der italienischen Familie Beltrame gehört.
Derweil sollen - wie bereits früher angekündigt - das Stahlwerk selbst, die Kombistrasse, das Ringcenter und Instandhaltungen von den bevorstehenden Massnahmen weitestgehend ausgenommen nehmen. Damit würden jene Teile geschützt, die für die Schweiz systemrelevant seien und welche die Versorgung mit strategisch wichtigen Stahlprodukten sicherstellen würden.
Das Stahlwerk stellt aus einheimischen Stahlschrott rund 50 Prozent des jährlich benötigten Baustahls in der Schweiz her. Sollte es stillgelegt werden, müsste der Schweizer Stahlschrott ins Ausland gebracht werden.
Hilfsmassnahmen kommen zu spät
Die Teilschliessung war bereits seit längerem ein Thema bei Stahl Gerlafingen - auch politisch. Die bisherigen Hilferufe des Unternehmens bereits im Juli 2023 an die Bundesverwaltung seien aber verhallt, heisst es dazu. Vor knapp zwei Wochen liess Wirtschaftsminister Guy Parmelin im Schweizer Radio SRF verlauten, dass er die Schweizer Stahlindustrie nicht als systemrelevant erachte.
In der letzten Woche habe sich die Politik intensiv mit der Suche nach Lösungen für das Stahlwerk beschäftigt, erklärte Firmenchef Alain Creteur im Communiqué: "Wir waren sehr positiv überrascht und möchten uns in aller Form für diese Unterstützung bedanken."
Letztlich kämen die von der Politik zugesicherten Massnahmen aber erst in der Zukunft zum Tragen und damit zu spät, um den Betrieb der Profilstrasse aufrechtzuerhalten. "Angesichts der Gesamtsituation sind Massnahmen wie eine Schliessung der Profilstrasse alternativlos, wenn wir die restlichen Arbeitsplätze sichern wollen", äusserte sich Creteur. (sda)
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