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Start der Berner SCRIPT-Kiffer Studie
In der Stadt Bern können neu mehrere hundert Personen im Rahmen einer Studie in fünf ausgewählten Apotheken Cannabis-Produkte beziehen. Ziel ist es nicht, den Cannabis-Konsum zu fördern, sondern Erkenntnisse für eine künftige Suchtmittelpolitik zu gewinnen.
Die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher (Grüne) sagte am Freitag an einer Medienkonferenz, es sei lange in Kauf genommen worden, dass Cannabisprodukte auf dem Schwarzmarkt gekauft werden müssten. Der Start der Studie mit der kontrollierten Abgabe sei deswegen "ein bedeutungsvoller Tag".
Durchgeführt wird die Studie vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern. Beteiligt sind auch die Städte Biel und Luzern. Aus den drei Städten sollen total über 1000 Personen teilnehmen.
Aus der Region Bern haben sich über 900 Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten angemeldet, 700 wurden in die Studie aufgenommen, wie die Stadt Bern mitteilte. Es handelt sich zu 80 Prozent um Männer.
Zehn Produkte zur Auswahl
Die Cannabisprodukte können in fünf Apotheken der Stadt Bern bezogen werden. Darunter sind vier Blüten, zwei Harze, zwei Tinkturensprays und zwei E-Flüssigkeiten.
Der Cannabiskonsum solle nicht gefördert werden, sagte Projektleiter Reto Auer von der Universität Bern. Die Produkte seien deswegen neutral verpackt. Ihr Preis liege knapp über dem Mittelwert von Cannabis auf dem illegalen Markt.
Die Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten werden durch das eigens geschulte Apothekenpersonal beraten. Es werde empfohlen, risikoärmere Konsumformen auszuwählen, sagte Auer. Für ihn stehe dabei die Rauchstoppberatung im Zentrum. Die meisten Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten würden an ihrer Tabakabhängigkeit sterben.
Kein Geschäft
Für die Apotheken ist die Abgabe der Cannabisprodukte kein Geschäft. Der Aufwand sei gross und werde pauschal entschädigt, sagte Martin Beyeler, Geschäftsführer der Apotheke Unitobler. Was die Apotheken motiviere sei die Aussicht zu helfen, eine Strategie für einen möglichst risikoarmen Konsum zu entwickeln. Es sei eine Tragödie, dass sich noch immer viele Menschen mit dem Rauchen einen grossen gesundheitlichen Schaden zufügten, erklärte er.
Die Studie will die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen eines regulierten Verkaufs von Cannabis aufzeigen. Auch in anderen Städten, etwa Basel, Zürich und Lausanne, gibt es solche Projekte.
Sicherheit und Vertrauen
Speziell an der Berner Studie sei die grosse Auswahl von Cannabisprodukten und dass diese in Apotheken abgegeben werde, hiess es an der Medienkonferenz. Apotheken stünden für Sicherheit und Vertrauen, sagt Teuscher dazu.
Die Grüne Gemeinderätin zeigte sich überzeugt, dass das gestartete Projekt erfolgreich sein werde. Es fördere schadensmindernde Konsumformen von Cannabis und biete den Konsumenten qualitativ gute Produkte und Beratung an. Zudem werde der Konsum entkriminalisiert.
Sie sei sicher, dass mit der Studie wichtige Erkenntnisse für eine künftige Cannabispolitik gewonnen werden könnten, sagte Teuscher. Dabei müsse es um eine Regulierung gehen, die sich an der Gesundheit der Konsumenten und nicht am Profit orientiere. (sda)
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