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Mehr Tempo 30: Mehr Sicherheit oder planerische Schikane? - Das Wochengespräch mit Mara Zenhäusern
Innerorts sterben in der Schweiz auf Tempo-50-Strecken jedes Jahr 80 Menschen, 1900 werden schwer verletzt. Mindestens ein Drittel dieser Unfälle liesse sich verhindern, wenn Tempo 30 innerorts überall dort eingeführt würde, wo es die Verkehrssicherheit erfordert. Dies ist die Meinung der BFU und sie setzt sich deshalb für einen Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung ein. Am BFU-Forum Strassenverkehr am Donnerstag hat sie anhand ihres Modell 30/50 aufgezeigt, wie die Umsetzung gelingen kann.
Rund 60 % aller schweren Verkehrsunfälle passieren in der Schweiz innerorts. Auf Tempo-50-Strecken verunfallen jedes Jahr 1900 Menschen schwer, 80 verlieren ihr Leben. Tempo 30 ist eine der wirksamsten Massnahmen, um schwere Unfälle zu verhindern, heisst es von der BFU. "Wird die Höchstgeschwindigkeit auf einer Strasse von 50 auf 30 km/h reduziert, sinkt die Zahl der schweren Unfälle um mindestens ein Drittel", sagt die Mediensprecherin der BFU, Mara Zenhäusern. Die BFU fordert deshalb einen Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung.
Nicht generell Tempo 30, sondern dort, wo nötig
"Die BFU fordert keineswegs, Tempo 30 innerorts generell einzuführen; jedoch überall dort, wo es die Verkehrssicherheit erfordert. Dazu gehören auch Streckenabschnitte auf verkehrsorientierten Strassen", betont Mara Zenhäusern im neo1-Wochengespräch. Denn die meisten schweren Unfälle würden auf verkehrsorientierten Hauptstrassen und vortrittsberechtigten Nebenstrassen passieren.
Modell 30/50 der BFU
Die BFU hat für die Verkehrsplanung deshalb das Modell 30/50 entwickelt. Sie schlägt darin vor, auch auf diesen verkehrsorientierten Strassen Tempo 30 einzuführen, wenn diese etwa beidseitig dicht bebaut und wenn zahlreiche Fussgängerinnen und Velofahrer unterwegs sind. "Bei der Planung ist es wichtig, dass die verkehrsorientierten Strassen vortrittsberechtigt bleiben, damit der Verkehrsfluss gewährleistet ist und es nicht zu Ausweichverkehr kommt", erklärt Mara Zenhäusern weiter. Nicht verkehrsorientierte Strassen – zum Beispiel in Quartieren – sollen zudem gemeindeweit als Tempo-30-Zonen signalisiert werden. "Klar ist es am Ende des Tages Überzeugungsarbeit. Aber der Aufwand lohnt sich", zeigt sich Mara Zenhäusern überzeugt.
Deshalb rettet Tempo 30 gemäss der BFU Leben:
• Weniger Fehler beim Fahren: Bei geringerer Geschwindigkeit muss die Person am Steuer weniger Informationen auf einmal verarbeiten. Es bleibt mehr Zeit, um das Verkehrsgeschehen vollständig zu erfassen und rechtzeitig darauf zu reagieren.
• Mehr Reserve bei Gefahren: Mit Tempo 30 halbiert sich der Anhalteweg im Vergleich zu Tempo 50. Wo ein Auto mit einer Ausgangsgeschwindigkeit von 30 km/h nach einer Vollbremsung zum Stillstand kommt, befindet sich ein 50 km/h schnelles Auto noch in der Reaktionsphase und ist daher noch mit Tempo 50 unterwegs.
• Geringere Kräfte bei Kollisionen: Bei tieferen Kollisionsgeschwindigkeiten wirken weniger starke Kräfte, die biomechanische Belastung sinkt. Das Risiko für eine Fussgängerin oder einen Fussgänger, bei einem Unfall mit 30 km/h getötet zu werden, ist sechsmal kleiner als mit Tempo 50.
Keine nennenswerten Auswirkungen auf den Verkehrsfluss
Der Sicherheitsgewinn von Tempo 30 geht dabei nicht zulasten des Verkehrsflusses und der Leistungsfähigkeit des Strassennetzes. Mara Zenhäusern: "Der Zeitverlust ist minim."
Bleibt der entsprechende Strassenabschnitt vortrittsberechtigt, hat eine Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit weder einen spürbaren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer verkehrsorientierten Strasse noch muss mit nennenswerten Verkehrsverlagerungen gerechnet werden, heisst es von der BFU weiter.
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