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| Gesellschaft

Von Tabus, Geldsorgen und menschlichen Schicksalen: Der Sozialdienst

Von der Geburt an bis zum Tod bietet das Leben mehrere Abschnitte, die unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen. In welche Richtung es für die Menschen in diesen Abschnitten geht, hängt von vielen Faktoren ab. Manche Menschen schaffen den Übergang in den nächsten Abschnitt weniger gut als andere. Und dies aus unterschiedlichen Gründen. Manche sind selbstverschuldet, manchmal ist das Schicksal ein mieser Verräter und äussere Umstände verhindern einen sorglosen Übergang. Da kommt dann in vielen Fälle der Sozialdienst ins Spiel und hilft den Menschen im besten Fall wieder zurück in die Spur zu finden.

Ein Besuch beim Sozialdienst Oberes Emmental zeigt, dass unter dem Begriff "Sozialdienst" fast so viele unterschiedliche Sachen angegliedert sind wie verschiedene Menschen tagein tagaus durch die Eingangstüre an der Alleestrasse in Langnau rein- und rausgehen. "Alle Menschen, die im Leben Schwierigkeiten haben, finden bei uns eine Anlaufstelle. Sozialhilfe, Kindes- und Erwachsenenschutz, präventive Beratung oder auch private Mandatsträger:innen, die jemanden betreuen, kommen bei uns vorbei", sagt die Leiterin Melanie Hiltbrand im Gespräch mit neo1.

"Gerade im Bereich Sozialhilfe sind wir die letzte Stelle, für alle die vorher durch die anderen Maschen des Auffangnetzes gefallen sind. In vielen Fällen geht es dann um Geld und die damit verbundenen Sorgen, wenn dies zu knapp ist." Dies sei vermutlich auch der Hauptgrund, warum der Gang zum Sozialdienst immer noch mit Scham behaftet ist. "Einerseits spricht man nie gerne über Geld - ob man es hat oder nicht spielt da gar keine Rolle. Andererseits gibt man ja mit dem Annehmen von Hilfe vom Sozialdienst zu, sein Leben offenbar in einem oder mehreren Bereichen nicht im Griff zu haben."

Risikogruppe Alleinerziehend
Ein wesentlicher Bereich, wo das Leben Schwierigkeiten bieten kann, ist beim Umgang mit Geld. "Auch da gibt es viele Facetten, warum man Probleme mit Geld, respektive bei unseren Fällen vor allem ohne Geld hat", sagt Karin Wyss, Bereichsleiterin Sozialhilfe beim Sozialdienst Oberes Emmental. "Meistens kommen die Menschen in unserem Einzugsgebiet eher zu spät zu uns, wenn schon kein Geld mehr vorhanden ist und die Sorgen gross sind." Es würde helfen, wenn man sich schon bei ersten Anzeichen beraten lassen würde, so Wyss. "Anzeichen dafür sind, wenn man die Rechnungen nicht mehr einfach bezahlen kann oder wenn zum Beispiel durch eine Trennung eine wesentliche Einnahmequelle wegfällt." Die Budgetberatung kann da unter Umständen schon vieles gerade biegen, was schief zu laufen droht, so die Erfahrung von Karin Wyss.

"Vor allem alleinerziehende Mütter haben ein hohes Risiko, Geldsorgen zu haben", ergänzt Melanie Hiltbrand. Droht also eine Trennung, ist man gut beraten, sich an den Sozialdienst zu wenden, um sich helfen zu lassen.

Mit seriöser Überprüfung gegen den Betrug
Wo geholfen wird, da gibt es in jedem System immer auch solche, die das System ausnützen und ungerechtfertigterweise von Unterstützung profitieren. "Dies versuchen wir mit allen möglichen vorgängigen Überprüfungen zu verhindern", sagt Karin Wyss. "Es gibt Einzelfälle, wo Menschen betrügen und unseren guten Willen ausnützen. Im Grossen und Ganzen werden wir aber bei uns nicht angelogen." Wenn ein Verdacht bestehe, dann werde alles, was vorher schon überprüft wurde, noch einmal gründlich durchleuchtet. "Es gehe schliesslich um Steuergelder und da müsse man genau hinschauen. Dafür gibt es jährliche Überprüfungen, die einen Betrug verhindern sollten."

Sie mache die Erfahrung, dass die Menschen, die zum Sozialdienst kommen, nicht betrügen wollen, sagt Melanie Hiltbrand: "Wir kommen nicht mit dem latenten Gefühl arbeiten, dass uns jemand betrügen will. Wir arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen, haben eine Berufsethik, gesetzliche Grundlagen und Verpflichtungen und machen was wir können. Unsere Erfahrung ist: In der Regel betrügen die Menschen nicht - es ist eher die Ausnahme, die die Regel bestätigt."

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