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Regionalmuseum Chüechlihus: Projekt "Entsammeln" erfolgreich abgeschlossen
Nach drei Jahren Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und Fachpersonen endet das Entsammlungsprojekt #AltSuchtNeu des Regionalmuseums Chüechlihus in Langnau i.E. Zwischen 2022-2024 gingen rund 2500 Objekte aus der Sammlung an neue Besitzer:innen über – und erhielten damit eine neue Bestimmung ausserhalb des Museums.
Das Regionalmuseum Chüechlihus ist das kulturelle Gedächtnis des Oberemmentals. Seit bald 100 Jahren bewahrt es die regionale Geschichte und macht sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit dem Projekt #AltSuchtNeu hat es, laut einer Medienmitteilung, einen Meilenstein in der Schweizer Museumslandschaft gesetzt: Erstmals wurde der Entsammlungsprozess eines Museums offen und partizipativ gestaltet.
Statt ungenutzte oder doppelt vorhandene Exponate im Verborgenen auszusortieren, machte das Museum Objekte wieder zu Alltagsgegenständen. Die Emmentaler Bevölkerung entschied gemeinsam mit einem eigens gegründeten Gremium, welche Objekte das Museum verlassen und wie sie an einem neuen Ort weiterverwendet werden.
"Das Projekt hat gezeigt, dass Museen nicht nur Orte des Bewahrens, sondern auch der aktiven Teilhabe und der Transformation sein können", wird Carmen Simon, Leiterin des Regionalmuseums Chüechlihus, in der Mitteilung zitiert. "Wir haben die Bevölkerung eingeladen, aktiv mitzuwirken. So entstand eine lebendige Verbindung zwischen unserem kulturellen Erbe und den Menschen im Hier und Jetzt."
Kulturerbe mit Zukunft
In den vergangenen drei Jahren wurden fast 1000 Ideen für neue Verwendungszwecke von Sammlungsobjekten des Museums eingereicht. Die Objekte – von historischen Textilien über Werkzeuge und Landwirtschaftsgeräte bis hin zu Möbeln – wurden von Privatpersonen, Institutionen oder Künstler:innen übernommen, die sie seither kreativ umnutzen. "Wir wollten nicht nur die Sammlung unseres Museums optimieren, sondern auch Diskussionen über die Bedeutung von Kulturgütern anregen. Was soll gesammelt werden und was ist vielleicht ausserhalb des Museums besser aufgehoben", erklärt Projektleiter Simon Schweizer. "Das Feedback aus der Bevölkerung und von anderen Museen hat uns gezeigt, dass wir einen wichtigen Impuls gegeben haben."
Auch schwierige Themen fanden ihren Platz: Im dritten Projektjahr wurden sensible Objekte wie Echthaar zur Entsammlung freigegeben. Die Diskussionen dazu unterstrichen die komplexen ethischen Herausforderungen im Umgang mit solchen Sammlungsstücken und verdeutlichten die Brisanz des Themas.
Ein Projekt, das bleibt
Das Entsammeln in Langnau i.E. ist vorerst abgeschlossen, aber es geht als Modellprojekt weiter. Auf verschiedenen internationalen Tagungen werden weiterhin Erfahrungen zum Projekt geteilt. Im kommenden Jahr wird mit Unterstützung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) eine Abschlusspublikation veröffentlicht, heisst es weiter.
Das Regionalmuseum Chüechlihus konnte mit seinem Vorgehen zudem das Interesse der Dokumentarfilmemacherin Valeria Stucki wecken, die derzeit mit einer Produktionsfirma aus Lausanne eine filmische Umsetzung des Pionierprojekts plant. Ebenfalls für das Chüechlihus erfreulich ist, dass bereits andere Museen zur Entsammlung inspiriert werden konnten, wie das Beispiel AUSSORTIERT.CH des Sust Museum Horgen zeigt.
"Wir sind stolz darauf, mit #AltSuchtNeu einen nachhaltigen Beitrag zur kulturellen Teilhabe geleistet zu haben“, fasst Carmen Simon zusammen. "Das Regionalmuseum Chüechlihus bleibt ein Ort der Begegnung und Inspiration – auch über dieses Projekt hinaus." Das Museum erhielt 2024 den Anerkennungspreis der Schweizerischen Gesellschaft für Kulturgüterschutz (SGKGS - SSPBC). (neo1 / pd)
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