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Berner Regierung muss bei Inforama-Strategie über die Bücher
Die Berner Regierung muss ihre Inforama-Strategie nachbessern. Der Grosse Rat hat die Vorlage am Dienstag an den Regierungsrat zurückgewiesen.
Die Regierung muss nun zusätzliche Angaben liefern, wie sich die Landwirtschaft in den nächsten beiden Jahrzehnten entwickeln wird und wie die freiwerdenden Liegenschaften künftig genutzt werden könnten. Auch sollen die Anspruchsgruppen wie Bauernverband, Schulrat und Standortgemeinden einbezogen werden. Die zentralen Forderungen wurden einstimmig verabschiedet. Der Rat versah die Rückweisung mit insgesamt elf Auflagen.
Landwirtschaftsdirektor Christoph Ammann (SP) beteuerte vergeblich, mit den Forderungen renne das Parlament offene Türen ein. Diese Fragen würden ohnehin in der nächsten Planungsphase geprüft. Mit der Rückweisung des Strategiepapiers verliere man bloss Zeit.
Schliessungen geplant
Das Inforama ist das Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft im Kanton Bern. Aktuell zählt es sieben Standorte. Bis 2040 will die Regierung die Standorte Oeschberg (Koppigen), Waldhof (Langenthal), Bäregg (Langnau) und Schwand (Münsingen) schliessen. Nur die Standorte Rütti (Zollikofen), Seeland (Ins) und Berner Oberland (Hondrich Spiez) sollen weiter betrieben werden.
Kritik an Zentralisierung
Die geplanten Schliessungen stiessen vor Ort auf Unverständnis, sagte unter anderem Andreas Mühlemann (Mitte/Grasswil). Die angestrebte Zentralisierung werde "sehr kritisch" beurteilt. Die Ausbildung in den Regionen habe beträchtliche Vorteile, dazu gehörten die kurzen Anfahrtswege und die starke Vernetzung.
Man solle endlich aufhören, die Randregionen abzustrafen und ihnen Dinge wegzunehmen, sagte Walter Sutter (SVP/Langnau). Der Weg vom Zentrum in die Regionen sei gleich weit wie umgekehrt. "Man könnte die Randregionen auch einmal stärken."
Auslastung "suboptimal"
Die angestrebte Konzentration auf drei Standorte mache Sinn, entgegnete Ueli Egger (SP/Hünibach). Es sei nachvollziehbar, dass die schlecht ausgelasteten, zum Teil ungünstigen Standorte aufgegeben werden sollten. Tobias Vögeli (GLP/Frauenkappelen) ergänzte, die Auslastung der Gebäude sei heute "suboptimal". Kommunale oder regionalpolitische Interessen dürften nicht über gesamtkantonale Interessen gestellt werden.
"Alle wollen starkes Inforama"
Wenigstens in einem Punkt sei sich der Rat einig, stellte Regierungsrat Ammann fest: "Alle wollen ein starkes Inforama." Gute Gründe sprächen dafür, sich auf drei Standorte zu beschränken. So sei das Inforama wesentlich einfacher zu führen, und es gebe geringere Betriebs- und Unterhaltskosten.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Dass die dezentrale Struktur viele Freunde hat, demonstrierte der Rat mit der Überweisung eines Postulats des langjährigen Bauernpräsidenten Hans Jörg Rüegsegger (SVP/Riggisberg). Die Regierung soll demnach prüfen, "die Grundbildung weiterhin in der bewährten dezentralen Inforama-Struktur anzubieten". Das Postulat wurde mit 96 zu 49 Stimmen angenommen.
Rat macht Druck
Die überarbeitete Strategie will der Grosse Rat spätestens in der Wintersession 2024 besprechen. Darauf beharrte die Ratsmehrheit, obgleich Ammann warnte, dieser Zeitplan sei unmöglich einzuhalten. (sda)
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