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Die Vorlagen zur Umfahrung Aarwangen und Burgdorf-Oberburg-Hasle
Zwei Strassen, ein Problem: Viele Autos den ganzen Tag hindurch - und Stau zu den Stosszeiten. Es ist laut, dreckig und gefährlich. Am 12. März kommen die Vorlagen zur Umfahrung der Strassen in Aarwangen und Burgdorf-Oberburg-Hasle zur Abstimmung. Damit will der Kanton Bern die Probleme angehen.
Aarwangen
Egal, wie man zum geplanten Kredit steht: In einem Punkt sind sich alle einig - in Aarwangen läuft zu viel Verkehr durchs Dorf. Die Stadt Langenthal hat keinen direkten Autobahnanschluss und der gesamte Verkehr, der von der Autobahn A1 von Niederbipp herkommt, fährt durch das Dorf. Laut Messungen des Kanton Bern sind dies etwa 17'000 Fahrzeuge - und das täglich. Immer wieder führt dies zu Unfällen. Es ist laut, dreckig und insbesondere für Fussgängerinnen und Velofahrer gefährlich.
Klares Problem - aber wie lösen?
Die geplante 3,6 Kilometer lange Umfahrung soll nun dafür sorgen, dass in Aarwangen der Verkehr weniger wird. Auch in Aarwangen sollen diverse Massnahmen dazu beitragen, dass sich die Schattenseiten der momentanen Situation bessern - unter anderem durch Velostreifen, Trottoirs und eine neue Linienführung des Regionalzugs. Das Ganze soll 194,1 Millionen Franken kosten - nach Abzügen von Bundesgeldern und anderem bleibt für den Kanton Bern ein Kredit von 97,8 Millionen Franken.
Dieser Kredit wurde vom Grossen Rat gewährt. Doch nun wurde das Referendum gegen das geplante Projekt eingereicht. Hauptgegenargument der Gegner:innen ist, dass die neue Umfahrungsstrasse direkt durch das sogenannte Smaragdgebiet im Oberaargauer Kulturland geht. Die Landwirtin und Co-Präsidentin vom Verein "Natur statt Beton", Eva Fuhrimann, sagt gegenüber neo1: "Es ist ein Verschleiss von wertvollstem Kulturland, von Fruchtfolgeflächen, von dem wir nachweislich nicht mehr zur Verfügung haben. Wir haben den Boden, den wir haben und der wird sich nicht vermehren. Deshalb müssen wir ihm Sorge tragen. Auf der anderen Seite finde ich persönlich, dass wir uns heute auch immer überlegen müssen, was wir der kommenden Generation hinterlassen. Und solche Projekte sind einfach überhaupt nicht zukunftsfähig."
Dazu komme, dass sich der ganze Verkehr einfach auf Bützberg und Thunstetten verlagere, wo die Umfahrungsstrass geplant sei. Der Kanton solle besser die jetzige Strasse durch Aarwangen sanieren, wie dies beispielsweise in Burgdorf oder Köniz geschehen ist, so die Gegner:innen. Das wäre günstiger und sinnvoller.
Was der Kanton Bern dazu sagt
Überrascht, dass das Referndum zustande gekommen ist, sei der Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus nicht gewesen. Er verstehe auch, dass sich die Leute wehren - trotzdem sagt der Regierungsrat aber klar: "Der Kanton gibt laufend viel Geld für den Verkehr aus. 11'000 Millionen werden pro Jahr ausgegeben. Vor diesem Hintergrund ist die Frage einfach, ob man aufs Gesamte schaut. Hier wird Geld in eine Infrastruktur investiert, die richtig und wichtig ist. Der Kanton Bern will wirtschaftlich stärker werden, indem er zwei Regionen erschliesst, ohne dass man ständig im Stau steht." Hier spricht Christoph Neuhaus schon von beiden Vorlagen - also auch noch von der Umfahrung im Emmental.
Burgdorf-Oberburg-Hasle
"Ämmitauwärts" heisst die zweite grosse geplante Umfahrung nebst Aarwangen. Auch über sie wird am 12. März das Berner Stimmvolk befinden.
Burgdorf, Oberburg und Hasle bei Burgdorf schlagen sich seit rund fünfzig Jahren mit viel Verkehr rum. Rund 19'000 Fahrzeuge sind es hier, die täglich auf der Verkehrsachse Richtung Emmental und umgekehrt unterwegs sind. Stau und stockender Verkehr sind an der Tagesordnung. Busse kommen zu spät, der Velo- und Fussverkehr ist unsicher und es gibt wohl angenehmeres, als an der vielbefahrenen Strasse zu wohnen.
Gleiche Probleme wie im Oberaargau - ist die Umfahrung die Lösung?
Ja, wenn es nach dem Kanton Bern geht. Vor allem Oberburg und Hasle sollen verkehrstechnisch entlastet werden. Um Oberburg zu umfahren, ist ein Tunnel geplannt - Hasle hingegen bekäme eine Umfahrungsstrasse, welche den Verkehr umleiten soll. In Burgdorf ginge es vor allem darum, den Verkehr flüssiger zu gestalten. Dafür wären neue Unterführungen unter den Bahngleisen geplant, damit die Autos und Lastwagen nicht an den Bahnübergängen warten müssen. Neunzehn verschiedene Massnahmen sind für Burgdorf, Oberburg und Hasle insgesamt geplant.
Das kostet viel Geld
Im Gesamten kosten die Massnahmen 424,4 Millionen Franken. Der Bund hilft bei der Zahlung auch noch mit - trotzdem bleibt dem Kanton ein Kredit von 313,9 Millionen Franken. Gleich wie in Aarwangen hatte der Grosse Rat diese Gelder gesprochen und nun wurde das Referendum dagegen ergriffen. Trotzdem ist Christoph Neuhaus, Bau- und Verkehrsdirektor, überzeugt von dem Projekt: "Jede Region hat ihre Mittel. Das Emmental hat etwas weniger Budget als die Stadt Bern, aber ist dafür etwa fünf- bis sechsmal grösser. Es ist nicht so, dass man dann dort mit dem Velo oder dem Einkaufswagen überall hinkommt. Man muss hierbei einfach schauen, wo was Sinn macht - ob es dann Veloroute, Bahn oder das Auto ist."
Die Gegner:innen widersprechen
Anders sehen das die Gegner:innen des geplanten Projekts. Die Präsidentin der Grünen Emmental, Anna de Quervain, widerspricht: "Es gibt vergleichbare Massnahmen, die man treffen könnte. Verflüssigung des Verkehrs ist ortsungebunden. Wenn die Autos, die es nicht bräuchte, nicht auf der Strasse wären, dann würde die Situation auch schon ganz anders aussehen." Der Kanton Bern könne sich das Projekt finanziell nicht leisten und ausserdem gehe es komplett gegen die Klimaziele des Kantons. Auch der geplante Tunnel in Oberburg sei keine gute Idee, weil dort das Grundwasser der ganzen Region durchfliesse und so verdreckt werde.
Der Kanton widerspricht: Die Auswirkungen auf das Grundwasser seien genau und sorgfältig abgeklärt worden und der Tunnel beeinträchtige dieses nicht. Christoph Neuhaus fügt an, dass es mehr Verkehr sowieso geben werde - nun sei es an der Zeit, Massnahmen zu treffen, damit dieser zu bewältigen sei. Damit komme auch die Lebensqualität in den Dörfern zurück.
Ob die beiden Abstimmungen eine sinnvolle Lösung für mehr Lebensqualität ist oder zu teuer und klimaschädlich - das Berner Stimmvolk entscheidet am 12. März an der Urne.
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